Beziehungen, Klimaschutz und Haushalt - Herbsttagung der Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Trier tagte in Sensweiler

Sensweiler / Trier – Am Samstag, 8. Oktober 2022, hat die Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Trier (EKKT) im Bürgerhaus Sensweiler getagt – und sich insbesondere mit Haushalt, Klimaschutz und weiteren wichtigen Zukunftsfragen beschäftigt.

Die rund 80 Abgeordneten aus den Kirchengemeinden und Einrichtungen des Kirchenkreises Trier beschlossen im Rahmen ihrer Herbsttagung den Haushalt des Kirchenkreises und die Finanzausgleichsplanungen für die Gemeinden des Kirchenkreises für die Jahre 2023 sowie 2024. Zudem berieten die Synodalen zu Fragen des Klimaschutzes – bereits auf ihrer Frühjahrstagung hatte die Kreissynode einen Klimaschutzfonds auf den Weg gebracht, mit der die Kirchengemeinden künftig bei der Umsetzung ihrer Klimaschutzmaßnahmen gefördert werden sollen. Die Planungen sehen nun vor, aus den Jahren 2022 und 2023 mindestens rund 500.000 Euro der Klimaschutzrücklage zuzuführen. „Das ist wegweisend“, betonte der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Trier, Dr. Jörg Weber, die Wichtigkeit des Themas. Bereits im Vorjahr hatten die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD) Beschlüsse für einen EKD-weiten Prozess zur Klimaneutralität bis 2035 gefasst – die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR), zu der der Evangelische Kirchenkreis Trier gehört, schließt sich diesem Ziel an und wird im Rahmen ihrer kommenden Landessynode im Januar 2023 weitere konkretisierende Beschlüsse zur Umsetzung fassen und entsprechende gesetzliche Regelungen dazu auf den Weg bringen. Dafür sind der Kirchenkreis Trier und seine 19 Kirchengemeinden nun gut gerüstet.

Jahresbericht des Superintendenten
Ein weiterer wichtiger Tagesordnungspunkt war der Jahresbericht von Superintendent Dr. Jörg Weber. Unter dem Titel „Beziehungsreich“ wies er auf die große Bedeutung von Beziehungen in kirchlicher Arbeit hin: „Der Mensch ist ein Beziehungswesen und Gott nimmt Beziehung zu Menschen auf. Beides gehört zu den grundlegenden Einsichten und zur Basis kirchlicher Arbeit, die aus diesen Grundlagen folgt. In der Arbeit der Kirche geht es um den Aufbau, den Erhalt und Stärkung personaler Beziehungen.“ Um diese personalen Beziehungen aufzubauen und zu erhalten, brauche es Begegnung, so Weber weiter. Neben nicht erst durch die Pandemie verstärkten digitalen Wegen und Möglichkeiten von Begegnung brauche es aber auch physische Begegnungen und damit Beziehungen vor Ort und an kirchlichen Orten, insbesondere in Gottesdiensten, Seelsorge, Veranstaltungen zu Bildung wie auch in Diakonie. Angesichts der in allen Gemeinden prozentual gestiegenen Austrittszahlen im Bereich der 20-40-Jährigen und zurückgehender Tauf- und Trauungszahlen, sei zudem verstärkt darüber nachzudenken, wie „wir als Kirche gerade hier Angebote schaffen können, die Beziehungen ermöglichen, aufbauen und erhalten.“ Dies gelte ebenso für Angebote im Bereich der Jugendarbeit. Dabei brauche es, so der Superintendent, neue und nach einer gänzlich anderen Logik als bisher funktionierende Begegnungsformen, um Beziehungen zu ermöglichen.

Weber stellte auch die damit verbundene Frage nach entsprechendem Personal: „Für den Aufbau, den Erhalt und die Stärkung personaler Beziehungen als Struktur kirchlicher Arbeit, die situationsgerecht stattfindet, werden wiederum Menschen benötigt, die mit anderen in Beziehung treten.“  Dabei seien diese Beziehungen netzwerkartig und in gegenseitiger partizipativer Weise zu verstehen – und ohne ehrenamtliches Engagement nicht vorstellbar: „Evangelische Kirche ist eine Kirche, die ausschließlich in gemeinsamer Verantwortung von ehren- und hauptamtlich Mitarbeitenden geleitet wird.“ Es brauche aber eben auch Personen, die hauptberuflich in der Kirche arbeiten – neben den Pfarrerinnen und Pfarrern werde es nach Webers Einschätzung aufgrund der deutlich knapper werdenden Personalressourcen künftig mehr Gemeindepädagoginnen und -pädagogen, Diakoninnen und Diakone sowie eine noch näher zu bestimmende Berufsgruppe wie „Gemeindemanagerinnen und -manager“ geben müssen. Hier brauche es erhebliche Anstrengungen in Bezug auf die Gewinnung, Aus- und Fortbildung sowie Beschäftigung dieser Personengruppen. All dies mache deutlich, „dass die Frage nach den personellen Ressourcen eine der dringlichsten Aufgaben unseres Kirchenkreises sein dürfte“, so der Superintendent. Im Kirchenkreis Trier gibt es bereits ein Planstellenkonzept, welches Pfarrdienst und gemeindepädagogische Dienste miteinander verbindet und im Blick hat – diese müsse aber um die Frage der Ausbildung von weiteren Professionen und die Strategie des Umgangs mit personellen Ressourcen erweitert werden, betonte der Superintendent.

Innovative Projekte und Personalentwicklung

Demzufolge stehen nach dem Beschluss über den Haushalt für den Kirchenkreis Trier rund 450.000 Euro für mindestens drei Jahre zur Verfügung, aus denen Projekte gefördert werden sollen, die innovativen Charakter haben und sich an Kirchenfremde oder die Zielgruppe der 20-40-Jährigen wenden. Es brauche Pioniergeist, Kreativität und die Bereitschaft, „etwas auszuprobieren, das nicht fehlerfrei ist und in Teilen scheitern kann“, ermutigte Weber zu neuen, ungewöhnlichen Projekten und Angeboten.

Eine weitere wichtige Maßnahme sei die Gewinnung, Ausbildung und Begleitung junger Menschen, so der Superintendent weiter. Er schlug der Synode die Etablierung von Unterstützungsmöglichkeiten beziehungsweise das Angebot von Ausbildungsplätzen im Rahmen eines Dualen Studiums z.B. in Sozialer Arbeit oder Gemeindepädagogik vor. Durch die Einrichtung von Ausbildungsplätzen im Bereich der Gemeindepädagogik bzw. Jugendarbeit könnten hier Stellen für junge Menschen geschaffen werden, die während ihres Studiums im Kirchenkreis arbeiten und dann längerfristig Arbeitsmöglichkeiten finden könnten. Auch für dieses, konzeptionell noch zu konkretisierendes Angebot, stellt der Kirchenkreis erste finanzielle Mittel bereit, denn: „Wir müssen in die Personalentwicklung von jungen Menschen investieren“, betonte Weber. Bei all dem sei er keineswegs pessimistisch gestimmt, die Zahlen seien nur die eine Seite: „Das andere sind Beziehungen – und eine zukunftsfähige, hoffnungsvolle Zukunftsperspektive.“ Es gelte, den Blick nach vorne zu richten und sich auf positive Anker zu konzentrieren – und: „Die vielfältigen Beziehungen sind ein solcher Anker“, so Weber abschließend.

Hier finden Sie den Jahresbericht zur Ansicht:
Beziehungsreich – Bericht des Superintendenten gemäß Art. 120 Abs. 1d, KO
zur Kreissynode in Sensweiler am 8. Oktober 2022 von Superintendent Dr. Jörg Weber

Besuch aus Ruanda gestaltet Eröffnungsgottesdienst der Kreissynode

Eröffnet wurde die Kreissynode mit einem bewegenden Gottesdienst, den neben Pfarrerin Sabine Meckelburg und Pfarrer Frank Meckelburg aus der Kirchengemeinde Daun sowie Bischof Francis Karemera von der Diözese Cyangugu der anglikanischen Kirche in Ruanda weitere Mitglieder des Partnerschaftskreises der Region Eifel und Gäste aus Ruanda gestalteten. Unter dem Motto „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“ ging der Gottesdienst der Frage der weltweiten ökumenischen Verbundenheit und der Versöhnung nach – die versöhnende und vereinende Liebe Christi sei Auftrag und Ansporn zugleich, auch wenn es eine unterschiedliche Wahrnehmung und Interpretation sowie sehr unterschiedliche Rahmenbedingungen gebe, so Pfarrerin Sabine Meckelburg. Dabei gelte es, offen zu sein für Christinnen und Christen auf allen Kontinenten. „Globalisierung ist das, was uns Christinnen und Christen eigentlich ausmacht“, so Meckelburg. Christus gebe den Auftrag zur Einheit, und die Einheit sei Teilhabe an der Liebe zu den Menschen. Bischof Francis betonte in seinem Grußwort vor der Synode noch einmal: “We live in different countries. We are different in many ways, but we don’t feel any difference because of the love of God.” Der Partnerschaftskreis der Region Eifel und die Partnerschaft mit der Diözese Cyangugu besteht seit 2015 und ist von gegenseitiger Unterstützung geprägt – für das Single Mothers Project, welches alleinstehende Mütter vor Ort in Ruanda unterstützt, wurde auch die Kollekte im Gottesdienst der Kreissynode gesammelt. Anlässlich der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr unterstützte die Diözese Cyangugu mit Spenden die betroffene Kirchengemeinde Ehrang im Kirchenkreis Trier.
  • 11.10.2022
  • Evangelischer Kirchenkreis Trier Öffentlichkeitsarbeit
  • Red