„Karikaturen sind bisweilen sperrig“

Michael Hüter ist Karikaturist, Cartoonist und Illustrator, aber auch Theologe. Seit Jahren arbeitet er auch regelmäßig für die Evangelische Kirche im Rheinland. Warum er macht, was er macht, beschreibt er in einem Gastbeitrag für ekir.de anlässlich seiner Karikaturen für das Weihnachtsfest 2023 (Download ganz unten auf der Seite):

Karikaturist Michael Hüter
Michael Hüter arbeitet als freischaffender Karikaturist, hat aber vor seinem Berufsstart Theologie studiert.

Seit mehr als 30 Jahren arbeite ich als freischaffender Karikaturist und Illustrator. Davor habe ich allerdings ordentlich Evangelische Theologie in Wuppertal und Bochum studiert, mein Examen bei der rheinischen Kirche abgelegt – und bin danach sofort Berufskarikaturist geworden. Mein Humor hat sich irgendwo im Spannungsfeld zwischen Hans-Dieter Hüsch (Niederrheiner wie ich) und Monty Python entwickelt und geschärft.

Ich habe meine Berufswahl nie bereut und  ich mache das, was ich am besten kann und was mir – zumindest meistens – die größte Freude bereitet. Mit einem theologischen Terminus ausgedrückt, bin ich tatsächlich meiner Berufung gefolgt. Meine theologische Vergangenheit hat natürlich Spuren hinterlassen, aber ich bin in erster Linie ein fragender Beobachter und Kommentator des Geschehens um mich herum. Und natürlich spiegelt diese Vergangenheit auch das Innerste des Zeichners – mal mehr, mal weniger böse, aber oft genug einfach nur freundlich.

Humor und Selbstironie sind überlebensnotwendig

Aber mit Freundlichkeit allein rettet man die Welt nicht und durch inflationären Gebrauch des Wortes „Achtsamkeit“ auch nicht. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Humor, Selbstironie und die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen, überlebensnotwendig sind. Und da muss es manchmal etwas derber zugehen. Mit Fundamentalismus gleich welcher Art, Anmaßung und verbissener Rechthaberei kann ich nichts anfangen. Und davon findest sich in vielen Religionen oder politischen Lagern mehr, als gut ist.

Karikaturen sind bisweilen notwendig sperrig oder anarchisch und manche Seele empfindet sie vielleicht als unangemessen, als Zumutung oder Schlimmeres. Das echte Leben ist aber die viel größere Zumutung. Das Leben braucht den Hofnarren oder die Närrin oder etwas dazwischen. Auf diese Art kommen und bleiben wir vielleicht im Gespräch, lernen, uns infrage zu stellen oder nicht allzu wichtig zu nehmen, und lachen am Ende sogar mal über uns selbst. An die Adresse der allzu rasch Empörten und Beleidigten möchte man sagen: Haltet es aus, man muss euch ja auch aushalten.

Weihnachtsmotive zwischen Irritation und Hoffnung

Und zum Weihnachtsfest 2023: Ich zeichne wie in jedem Jahr im Dutzend Weihnachtsmotive für alle möglichen  Anlässe, aber hier und jetzt kann ich die Weltlage und insbesondere den Krieg im Nahen Osten nicht ausblenden. Dort ist aber die Bühne, auf der auch die Weihnachtsgeschichte gespielt wurde. Und auf dieser Bühne ging es damals wie heute um alles: Leben, Hoffnung, Bedrohung, Flucht.

Von daher mag das eine oder andere Bild dieser Serie  verstören und iriitieren oder verärgern. Blicken Sie auf die ganze Serie, Sie finden dort auch noch das gewohnte  Licht und die Hoffnung und das, was wir notwendig zum Überleben und Hoffen brauchen. Aber das Sperrige ist vielleicht das, was uns weiterbringt, die Augen öffnet und dafür sorgt, dass wir im Gespräch bleiben.

 

  • 21.11.2023
  • Michael Hüter
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