Webandacht: Vom Lassen und Loslassen

„Beim Bogenschießen geht es nicht ums Treffen, sondern ums Loslassen“ erzählte ein Kollege im Sommer und zeigte, wie die Bogensseite richtig losgelassen wird und sagte dazu: “Puhhh … Loslassen“.

„Man muss auch mal loslassen können“, raten die Selbsthilfekolumnen in Zeitungen. Und eine Freundin meinte nach dem Umzug: „Ich reise nur noch mit leichtem Gepäck.“

Loslassen. Neu starten. Das passt zum Jahresanfang. Aber wie? Ich will gerne manches loslassen, aber nicht alles.

Denn, wenn ich das alles loslasse, was habe ich dann noch? Und was ist es wert, dass ich es festhalte?

Mit Blick auf den Kalender 2025 sehe ich die Jahreslosung für dieses Jahr: “Prüfet aber alles und behaltet das Gute.“ Lese noch mal den Kontext dieses Bibelverses und schmunzle: Paulus gibt ein paar Tipps wie das gehen kann: „Tröstet die Kleinmütigen. … Seid miteinander geduldig. …Seid fröhlich. … Hört zu.“ und dann steht da „Prüft aber alles und das Gute behaltet.“ Das heißt wohl für das Jahr in allem Alltag und Trubel: Gönn Dir ne Atmenpause. Prüfe. Also, nimm dir einen Augenblick Zeit. Und gucke: Was brauche ich? Was will ich nicht mehr? Wovon kann ich mich verabschieden? Was ist mir aber wichtig, so dass ich es gerne mittrage. „Prüfet aber alles und das Gute behaltet.“ Ja – ich werde manches loslassen und einiges davon wird weh tun. Und ich werde neues Gutes entdecken, es behalten und mich freuen.

Und das Beste daran ist: ich kann nicht voraussagen, was das Gute ist. Muss ich auch nicht. Aber ich bin mir sicher, ich werde etwas finden, was sich lohnt, dass ich es loslasse oder festhalte. Mir gefällt es – dieses Loslassen … und Behalten.

Pfarrerin Vanessa Kluge, Ehrang