Webandacht: Schutzengelfrage?

  • Pfarrerin Vanessa Kluge

Dienstag vor vier Wochen. Ich war wütend und genervt vom Tag und dachte: „Fahr mal ne Runde Rad. Das hilft.“ Zwischen den Waldstücken kommt der lang-weilige Feldweg, den ich so oft gefahren bin, dass ich ihn auswendig kenne. Und da pass-iert es. Der Abstieg über den Lenker mit Kopf und Schulter zuerst. Wie ich so am Boden liege ist mein erster Gedanke „Boah – wie gut, dass ich den Helm auf habe.“ Es ist auch der erste Satz, den ich sage, als Passanten zur Hilfe eilen. Am nächsten Tag schaue ich mir den Helm an, sehe die Kratzer, Schrammen und Verknautscher. Was ein Glück, dass der Helm es abbekommen hat, denke ich demütig. Da war ich behütet und beschützt. Später erzähle ich es einem katholischen Freund und Priester, der auch gerne Rad fährt, am Telefon. „Ja“, sagt er, „ich verstehe, dass du sagst, dass es dich demütig werden lässt.“ Und fügt lachend hinzu: „Aber ich sag, da hattest du gute Schutzengel, obwohl du ja damit nichts anfangen kannst als Protestantin!“ – „Na, ich bin eben demütig geworden und nehme auch die Schutzengel, egal ob se katholisch sind oder nicht.“ Lachend beenden wir das Telefonat. Ich reibe mir die Blessuren. Ob Schutz-engel wohl konfessionell den-ken? Scheinbar nicht. Aber wenn demütig sein heißt, dass ich mich Gottes Schutz anver-traue und glaube, dass Gott mich behütet, auch wenn ich es so manches Mal im Leben gerne anders gehabt hätte, wenn ich das glaube – dann ist die konfessionelle Bindung der Schutzengel eher zweitrangig. Vielleicht lachen die Schutz-engel über das Gespräch und die Gedanken. Aber, dass es diese Momente des Behütetseins im wahrsten Sinne des Wortes gibt und das Wahrnehmen von einem „Ich bin beschützt worden“ – das glaube ich … demütig.

Pfarrerin Vanessa Kluge, Ehrang


zurück zur Übersicht