„Gott schütze meinen Bruder im Felde“. Mit goldfarbenem Garn gestickt steht dieser Satz als Überschrift auf dem Stickbild, das ich beim Ausräumen meines Elternhauses gefunden habe. In der Mitte ist das Foto eines jungen Mannes in Uniform eingeklebt. Bei genauem Hinsehen erkannte ich meinen Großvater, der 1916, gerade 21jährig, zum Kriegsdienst eingezogen worden war. Der Wunsch der Schwester ging in Erfüllung. Auch den zweiten Weltkrieg, an dem er von 1940 bis 1942 teilnahm, überlebte er. Gott schenkte ihm ein langes Leben. Viele Männer hatten dieses Glück nicht. Die Gedenktafeln auf den Friedhöfen legen darüber Zeugnis ab. Auch in kleinen Dörfern sind die Listen lang. Von besonders schweren Kämpfen zeugen die Gräber und das Gemeinschaftsgrab in Kastel-Staadt. Der Volkstrauertag bietet die Chance, an Männer, Frauen und Kinder zu denken, deren Leben im Krieg ein jähes Ende fand.
Ich erinnere mich an die Abschlussfahrt nach Prag anlässlich des Endes des Vikariats. Wir besuchten auch die Gedenkstätte in Theresienstadt. Heute noch sehe ich vor meinem inneren Auge einen Mann, der in einem großen Raum ruhig und achtsam Namen und Lebensdaten an die Wand malt. Die Namen der Menschen, die im Lager umkamen, sollen nicht vergessen werden.
Opfer von Krieg und Gewalt gibt es auch heute überall auf der Welt. Die Erinnerung an einzelne Menschen, Gruppen und Völker wachzuhalten hilft, in den Bemühungen um Gerechtigkeit und Frieden nicht aufzugeben. Dazu ermutigt uns auch die Seligpreisung: „Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen“, Matthäus-Evangelium 5,9.
Pfarrerin i.R. Elke Füllmann-Ostertag, Börfink