Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber ich kriege in letzter Zeit gelegentlich leichte Anflüge von Panik, wenn ich auf unsere Welt schaue: Klimakrise, Terroranschläge, Kriege, die politische Lage in der Welt, Fremdenhass und Rassismus, Kirchenaustritte… Aber ich will Ihnen nicht die Ohren volljammern! Sie wissen das ja alles selbst und haben sicher auch Ihre eigenen, privaten Sorgen und Ängste: Krankheiten, mit denen Sie oder ihre Lieben zu kämpfen haben, finanzielle Sorgen und Ängste, Sorgen um die Kinder oder ob es überhaupt noch Pflegekräfte gibt, wenn man selbst mal darauf angewiesen ist. Und immer wieder erlebe ich auch, dass Ängste bewusst geschürt werden. Panik gemacht wird.
Die Fastenaktion der evangelischen Kirche, die am kommenden Mittwoch startet, steht in diesem Jahr unter dem Motto: Sieben Wochen ohne Panik! Ziemlich passend, fand ich. Wie für mich gemacht. Denn Panik nützt ja nichts. Im Gegenteil: Sie macht mich eher handlungsunfähig, weil sie mich erstarren lässt. Ich habe dann das Gefühl, ohnmächtig und hilflos zu sein und keine Luft mehr zu bekommen. Aber was tun, wenn die Panik sich doch wieder in mir breit machen will?
Luft holen! – So die Empfehlung der Fastenaktion (und gleichzeitig der erste Teil des diesjährigen Mottos). Luft holen! Tief einatmen! Auf den ersten Blick klingt das vielleicht ein bisschen seltsam. Trotzdem ist es ziemlich wirksam. Denn unseren Atem können wir bewusst steuern. Ein paar tiefe, ruhige Atemzüge helfen dem Körper, sich zu entspannen und signalisieren ihm: „Keine Panik! Im Moment besteht keine Lebensgefahr! Du kannst dich wieder entspannen!“
Gleichzeitig hat unser Atem für mich auch eine theologische und eine spirituelle Bedeutung: Als Gott den Menschen schuf, heißt es im ersten Buch der Bibel, formte er ihn aus Staub und Erde. Und dann nahm er ihn und hauchte ihm seinen Odem ein. So wird aus dem Ding, das Gott geformt hat, ein Wesen, das mit einem Hauch von Gott, mit Seele und Leben, erfüllt ist: es wird ein Mensch. So sind wir Menschen Wesen zwischen Himmel und Erde: Unsere Körper gehören zur Erde. Unser Atem jedoch verbindet uns mit Gott. Mit jedem Atemzug strömt Gottes erneuernde Lebenskraft in unseren Körper, erfrischt, belebt, beseelt uns. Verlässlich und ganz automatisch, ohne dass wir etwas dafür tun müssten.
Klar, meine Probleme und das, was mir Sorgen macht, kann ich damit nicht „wegatmen“. An den äußeren Umständen wird sich dadurch nichts ändern. Aber seien wir mal ehrlich: meist kann ich daran auch nichts ändern, egal ob ich nun deswegen in Panik verfalle oder nicht. Nicht die äußeren Umstände ändern sich. Ich bin diejenige, die sich ändert. Ich komme zur Ruhe, ziehe mich aus der Angst zurück und gehe ins Vertrauen, kann leichter annehmen, was ist. Denn mein Atem erinnert mich daran, dass ich mit Gott verbunden bin – in jedem Moment, mit jedem Atemzug. Also: Tief Luft holen!
Sieben Wochen ohne Panik wünscht Ihnen Sonja Mitze, Vertretungspfarrerin im Kirchenkreis Trier
Mehr Infos zu „Luft holen! Sieben Wochen ohne Panik“ – Fastenaktion 2025 vom 5. März bis zum 21. April 2025