In der Konstantin-Basilika in Trier sind aktuell beeindruckende Gemälde der apokalyptischen Reiter zu sehen. Der Kölner Künstler Thomas Baumgärtel, international bekannt als der „Bananensprayer“, hat sie geschaffen. Die Bilder sind ein Spiegel der Zeit. Sie verarbeiten, ausgehend von den biblischen Endzeitvisionen des Sehers Johannes vor 2000 Jahren, die Krisen der Gegenwart. Der weiße Reiter des Sieges steht für die Gefahren der Digitalisierung, der künstlichen Intelligenz und der ungefilterten Verbreitung von destruktivem Gedankengut im Internet. Das rote Pferd bringt den Reiter, der den Frieden nimmt. Totenköpfe auf dem Bild stehen für die Gefallenen der vielen Kriege weltweit, das zerstörte US-Kapitol für die Angriffe auf Demokratie und Rechtstaatlichkeit, die brennende Kathedrale Notre Dame für die umwälzenden Veränderungen traditioneller Werte. Der Reiter des schwarzen Pferds trägt eine Waage als Zeichen von Recht und Gerechtigkeit, die an vielen Orten der Welt mit Füßen getreten werden. Das fahle Pferd bringt den Tod. Es reitet durch eine von Klimawandel und Umweltverschmutzung zerstörte Landschaft.
Die Bilder sind herausfordernd und gewaltig – wie die Themen, für die sie stehen. Das Böse fasziniert. Wenn man die vier Gemälde in der beabsichtigen Reihenfolge betrachtet, verweilt das Auge zum Schluss in der unteren, rechten Ecke des Bildes mit dem Todesreiter. Dort sitzt ein kleines Mädchen und pflanzt ein auffallend grünes Bäumchen in die geschundene Landschaft. Die Bilder visualisieren unsere Ängste, doch zeigen sie am Ende Hoffnung auf.
Apokalypsen ignorieren nicht die widrigen Kräfte dieser Welt. Sie nehmen sie ernst und stellen sich der Herausforderung. Gleichzeitig sind sie im christlichen Kontext immer Hoffnungsgeschichten. Das Gute wird siegen. Gott ist stärker. Wir Menschen sind zur Umkehr aufgefordert. Der Tod wird nicht das letzte Wort haben. Das ist die Botschaft unseres Glaubens. Die Gemälde in der Basilika bringen sie eindrücklich zum Ausdruck.
Pfarrer Matthias Ratz, Trier