Geschichte und Infos zu den Kirchen der Evangelischen Kirchengemeinde Mülheim

Die Ev. Kirchengemeinde Mülheim/Mosel gehört mit zu den ältesten evangelischen Kirchengemeinden des Rheinlandes. Die Anfänge reichen bis in die 20er Jahre des 16. Jahrhunderts zurück. Urkundlich wird Mülheim erstmals 591 erwähnt, als der Merowingerkönig Childebert II. das Gebiet der späteren Grafschaft Veldenz dem Bischof von Verdun des guten Weines wegen schenkte. Die Veldenzer Grafen lösten sich im Laufe des Mittelalters von Verdun und förderten im 16. Jahrhundert die Reformation in ihren Territorien. Zum Pfarramt Mülheim gehören seit der Reformationszeit die Dörfer Andel und Brauneberg (bis 1925: Dusemond), während die übrigen Orte vom Pfarramt Veldenz versorgt werden.

Nach 1815 kam die Versorgung der evangelischen Christen in den bis heute überwiegend katholisch geprägten Ortschaften Lieser, Maring, Noviand, Siebenborn, Kesten, Filzen, Wintrich, Kasholz, Piesport-Niederemmel, Neumagen, Dhron und Papiermühle hinzu. Heute hat die lutherisch geprägte Kirchengemeinde Mülheim 1400 Gemeindeglieder, von denen etwa 950 in Mülheim, Brauneberg und Andel wohnen. Immerhin leben also bereits 450 Gemeindeglieder in den übrigen, überwiegend katholischen Orten. Eine ständige Ausstellung im Treppenhaus des Mülheimer Pfarrhauses (Hauptstr. 10) informiert über die Geschichte der Kirchengemeinde.

Die Evangelische Kirche zu Mülheim (erbaut 1672)

Während der romanische Kirchturm mit seinen Doppelbögen aus dem Mittelalter stammt, wurde das Kirchenschiff mit Chor 1672 in der heutigen Form anstelle einer kleineren Kapelle gebaut. Anfang des 18. Jahrhunderts schuf der Birkenfelder Hofmaler Johann Georg Engisch mit einem Schüler die wertvollen Tafelbilder an der Empore. Es handelt sich um Verkündigungsbilder, über die jeweils ein Sinnspruch geschrieben steht. Kirche Mülheim außen

Sie weisen den Maler als profunden Kenner der Bibel und der Theologie Martin Luthers aus. Die Bilder sind so angeordnet, dass die alttestamentliche Heilsgeschichte spiegelbildlich auf die neutestamentliche bezogen ist. Beide Bilderreihen laufen von zwei Seiten auf das Pfingstbild an der Chorbrüstung zu. Den Abschluss bilden vier Bilder aus der Johannes-Offenbarung an der Südseite. Die Bilder im Zensorengestühl im Altarraum beschreiben den Dienst der Gemeindeleitung und der Obrigkeit als Dienst „unter dem Wort“.

 

Die Orgel aus der Werkstatt der Gebrüder Stumm stammt aus dem Jahr 1890. An der Südseite befindet sich ein Grabdenkmal von Pfarrer Konrad Happel, der den Bau der Kirche 1672 leitete, und seiner Frau Anna Apollonia. Das Buntglasfenster an der Südseite mit dem Motiv „Auferstehung Jesu Christi“ wurde 1929 von einer Mülheimer Familie gestiftet. Das Gleiche gilt für die große „Friedensglocke“, die 1951 zusammen mit den der „Luther-Glocke“ und der „Melanchthon-Glocke“ 1950 beim Bochumer Verein gegossen wurde. Der Trierer Baurat Heinrich Vogel leitete mit sehr viel Feingefühl die Restaurierung und Gestaltung der Kirche in den 50er Jahren.

Mülheim Orgel

 

Die Simultankirche zu Brauneberg (erbaut 1777)
Sie besitzt den einzigen Zwiebelturm an der Mosel, der sich zudem im Lauf der Zeit um mehr als zwei Meter nach Westen geneigt hat. Die Kirche ist ein Simultaneum, d. h. sie wird von der evangelischen und der katholischen Kirche zugleich genutzt. Bis 1956 wurden die Gottesdienste zu getrennten Zeiten gehalten, seitdem ist die Kirche in zwei Gottesdiensträume aufgeteilt.

Der Innenraum wurde von dem Trierer Baurat Heinrich Vogel gestaltet. Der Morbacher Bildhauer Klaus Rothe entwarf im evangelischen Teil den Taufstein mit 17 Taufzeugen und das Wandmotiv über dem Altar „Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben“. Die Kleinorgel von 1969 stammt aus der Orgelwerkstatt Weigle. Aus der ungeteilten Kirche wurden die originale 200 Jahre alte, goldverzierte Kanzel aus Eichenholz mit Schalldeckel sowie die Wangen der Kirchenbänke übernommen. Der Kirchturm und die Glocken gehören beiden Gemeinden weiterhin gemeinsam. Die drei Bronzeglocken wurden 1964 in der Saarburger Glockengießerei Mabilon gegossen.

 

Die Evangelische Kirche zu Andel (erbaut 1719)
Bei dem „Andeler Dom“ handelt es sich um eine kleine, schlichte Kapelle, die anstelle einer baufällig gewordenen Kapelle errichtet wurde. Die Glocken im Turm gehören zu den ältesten der Mittelmosel. Sie wurden 1476 bzw. 1488 von dem luxemburgischen Meister Clas von Enen gegossen. Die katholische Kirche hat das Recht, die Kirche für Amtshandlungen zu nutzen.

In den Jahren 1965/66 wurde der Innenraum unter der künstlerischen Leitung des Morbacher Bildhauers Klaus Rothe neu gestaltet. Nach seinen Entwürfen erhielt die Kirche eine Kanzel mit den Motiven der vier Evangelisten an der Brüstung, einen steinernen Altar mit den Abendmahlssymbolen „Kelch“, „Ähre“, „Lamm“ und „Traube“ sowie einen Taufstein mit umlaufender Wasser-Kreuz-Symbolik und einer mit blauen Mosaiksteinen ausgekleideten Vertiefung für das Wasser. Die Kleinorgel ohne Pedal von 1972 stammt aus der Orgelwerkstatt Oberlinger. Anfang der 1980er Jahre erhielt die Kirche eine neue Turmuhr mit Ziffernblatt sowie eine elektronische Steuerung für Uhrzeiger und Glockenschlag.