Webandacht: Zu Karfreitag

  • Pfarrerin Elke Füllmann-Ostertag

Für die Evangelischen ist ja der Karfreitag der höchste Feiertag. Diesen Satz habe ich während meiner Zeit als Pfarrerin in überwiegend katholisch geprägter Umgebung öfter gehört. Das konnte ich so nicht bestätigen, denn die Auferstehung Jesu Christi von den Toten ist das zentrale Element des christlichen Glaubens und das feiern wir an Ostern.

Denke ich zurück an meine Jugendzeit, erinnere ich mich daran, dass der Karfreitag mit großer Ernsthaftigkeit begangen wurde. Nach meiner Konfirmation am Palmsonntag 1969 ging ich am Karfreitag zum ersten Mal zum Abendmahl, in festliches Schwarz gekleidet, so wie meine Eltern und die übrige Gemeinde.

Heute wird oft dem fröhlichen Fest mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Dabei gehören Karfreitag und Ostern zusammen wie die zwei Seiten einer Medaille. Zuerst erinnern sich Christ:innen an Jesu Leiden und Tod am Kreuz. Es folgt die Freude über die Auferstehung Jesu von den Toten und das ewige Leben bei Gott.

Jesus stellte sein ganzes Leben in den Dienst Gottes, seines Vaters.

„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

Diese Worte aus Psalm 22 schrie Jesus am Ende seines stundenlangen Todeskampfes (Mt 27,26).
Dieser verzweifelte Aufschrei des sterbenden Jesus ist auch Menschen heute nicht fremd, vor allem denen nicht, die unter Ungerechtigkeit, Krieg oder Katastrophen leiden. Die Erfahrung Jesu kann Menschen trösten, denn der leidende Jesus ist kein abgehobener ferner Gott, sondern der Sohn Gottes, dem nichts Menschliches fremd ist.

Jesus Christus ist ein Gott der ansprechbar ist und mitgeht durch die tiefsten Tiefen des Lebens.

Daran erinnert mich der Karfreitag.

Elke Füllmann-Ostertag, Pfarrerin i.R., Börfink


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