Webandacht: Was bleibt von Ostern?

Es ist eine Woche nach Ostern. Was bleibt von Ostern? Ist etwas übriggeblieben von der Freude, von der wir zumindest in der Kirche gehört haben? Von dieser Freude, die von der Botschaft ausgeht: „Christus ist auferstanden.“ Mich jedenfalls hat sie wieder ergriffen. Die Auferstehung. Das ist doch genau das, worum sich unser christlicher Glaube dreht. Mich jedenfalls versetzt Ostern in den Modus: Jetzt aber los! Wir haben hier etwas Gutes zu bieten als Kirche. Leute sollen es hören, denn es ist eine wunderbare Botschaft. Er ist erstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!

Und jetzt? Treiben wir noch auf der Euphoriewelle? Oder sind wir einfach satt von den Schokohasen und den Lammbraten und nach einer Woche Alltag wieder voll im normalen Trott? Für uns als Christinnen und Christen ist die Welt spätestens seit Ostern nach oben offen. Das nimmt der Welt nichts, fügt ihr aber eine eigene Dimension hinzu: die Ahnung, dass der Mensch in seiner Freiheit, seiner Selbstverwirklichung und dem Bemühen um das Gemeinwohl nicht die ultimative Instanz ist. Wir müssen nicht die letztlich unerträgliche und untragbare Last einer allumfassenden Verantwortung tragen. Ein solches Bewusstsein führt nicht notwendig zu frommem Schlendrian, sondern schenkt gelassene Souveränität.

Die Auferstehung Jesu an Ostern ist der Sieg des utopischen Denkens. Und zwar auch im Diesseits. Es ist der Triumph der Utopie über die Hoffnungslosigkeit des Todes. Der Tod sagt „Es gibt keine Alternative“ – und dann straft die Auferstehung Christi diese Worte Lügen. Das ist unerhört. Es gibt eine Alternative.

Dieses Lebensgefühl, das mit dem Unberechenbaren, dem jenseits aller kühlen Vernunft Liegenden, rechnet, in einer Welt des Kalküls wachzuhalten und zu kultivieren ist eine Aufgabe der Kirche, die ihr keine andere Institution abnimmt und mit der weit mehr gewonnen ist, als mit jeder Moralpredigt und jeder geistlichen Inszenierung. Das bleibt von Ostern – dauerhaft.

Pfarrer Matthias Ratz, Trier


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