Manchmal ist der Glauben im Alltag wie früher ein Telegramm. STOP. Im April schrieb eine Freundin über ihre Tochter: „Ette hat den schönsten und genialen Gottesnamen kreiert. Ich frage mich, warum er nicht längst im Sprachgebrauch ist. Sie sagt: Gott ist Muttermann.“ Wir lachten uns schief. STOP. Letzte Woche telefonierte ich mit einer Freundin. Wir waren beide im Stress, weil mal wieder so viele Erwartungen zu erfüllen waren, gerieten darüber ein bisschen in Rage und mir entfuhr ein: „Man sollte meinen ich sei die Heiländin persönlich“ – am anderen Ende bricht erlösendes Gelächter los. „Heiländin … auch ein schöner Ausdruck. Ob das dem Heiland gefällt? Aber ich weiß, was du meinst. Heiländin.“ Wir japsten glucksend nach Luft. Der Streß war weg. STOP. Ich erzähle es der Mama von Ette. Kurz darauf schickt mir die Sechsjährige eine Sprachnachricht „Das heißt Heiland-wiederkomm und Heilanddame!“ STOP. Die Tage musste ich über die Erlebnisse und Worte schmunzeln. Zeigen sie doch, wie wir versuchen Gott und das Leben zu begreifen. Und ganz gleich, welche Worte wir finden: es heißt doch, dass Gott den Menschen als Ebenbild geschaffen hat. Als Mann und Frau. Manche lieben einander, als Mann und Frau. Manchmal lieben Frauen Frauen und Männer einander. Aber wir sind geschaffen als Ebenbild. Mal dick, mal dünn. Als Menschen, die hier geboren sind oder woanders, so dass jeder und jede irgendwo mal fremd ist. Aber alle sind Menschen. Ebenbild. Voller Resepkt. Und ja, ich höre schon „Das geht nun zu weit! Das will Gott nicht. Stop!“ Nein – nicht Stop. Wenn die Ebenbildlichkeit gilt, gilt sie. Ich glaube, dass dieses Leben so bunt ist. Seit jeher. Zum Glück nicht nur im Juni, aber da auch.
Pfarrerin Vanessa Kluge, Ehrang