Webandacht: Sorry, ich habe einen Fehler gemacht

  • Superintendent Dr. Jörg Weber

Mann, warum muss der Typ hier überholen, fährt es mir durch den Kopf. Ziemlich sauer fuchtele ich mit meiner Hand in der Luft herum und bedeute dem Fahrer, dass hier wenig Platz war. Auf dem Nachhauseweg ist mir das passiert. Es kommt immer wieder vor, dass mich Autofahrer schneiden, um eben noch mal schnell an einem Radfahrer vorbeizukommen. Das nervt mich zusehends. Ich bin immer der Schwächere und mag mir kaum ausmalen, was da passieren kann.

Nach der nächsten Kurve sehe ich, dass der Autofahrer rechts anhält. Ich fahre vorbei und denke, Streit ist jetzt das letzte, was ich gebrauchen kann. Er winkt mir, dann halte ich doch an. Und dann passiert etwas völlig Unerwartetes: Er bittet um Entschuldigung. Sagt, das klinge jetzt blöd, aber er sei einfach in Eile gewesen. Ich bin erst mal erleichtert, weil es jetzt keine lautstarke Auseinandersetzung gibt. Davon hört man ja schon mal.

Wir kommen ins Gespräch. Er ist auch Radfahrer und hat gemerkt, dass er in der Hetze einen Fehler gemacht hat. Ich schildere ihm meine Sicht und dass es ziemlich knapp war. Ich bin auch Autofahrer und weiß, wie das manchmal ist. Und dann bedanke ich mich, dass er angehalten hat und nehme die Entschuldigung an. Es ist gut, dass es sowas noch gibt. Dass jemand zugeben kann: ich habe einen Fehler gemacht. Genau das braucht es öfter. Ich bin als Mensch nicht fehlerlos.

Andauernd passieren Fehler. Und die können auch zu Schuld führen oder dem Gefühl des Schuldigseins. Manchmal leiden andere darunter. Da hilft es, zuzugeben, dass es mir leidtut. Kein Mensch kann sich selbst ent-schuldigen. Um Entschuldigung bitten und selbst eine Entschuldigung annehmen, das kann ich, weil ich als Christ weiß, dass Gott mir letztlich vergibt. Ich bin auf die Vergebung von anderen angewiesen und kann selbst auch anderen vergeben. Die freuen sich eben auch über eine Entschuldigung von mir. Sowas brauchen wir viel öfter: Verständnis füreinander, Respekt, Einsicht in Fehler, einander vergeben und miteinander reden.

Dr. Jörg Weber, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Trier


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