Webandacht: Sonnenmilch

  • Pfarrerin Vanessa Kluge

„…solle nun in die nicht mehr benötigten Desinfektionsspender Sonnenmilch gefüllt und der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden.“, tönt es aus dem Radio, während ich auf dem Weg zum nächsten Termin bin und mit meinen Gedanken noch bei dem, was gerade war. Aber jetzt bin ich beim Radio. Was? Irgendwer hat die Idee, dass nun Sonnenmilch in die Desinfektionsspender gefüllt werden soll? Ich stelle mir vor, dass wäre demnächst so. Womöglich käme dann jemand und würde so etwas sagen wie „Könnten Sie mir bitte den Rücken eincremen?“ oder „Entschuldigen Sie! Sie haben da die Sonnencreme noch nicht ganz verrieben.“ Ich schmunzele. „Das wäre ja fast wie früher – vor Corona“. Grinsend komme ich zu meinem Termin. Am Abend fällt mir die Nachricht ein und ich gebe zu, so ein bisschen absurd wäre es ja. Ich befrage das Internet. In der Tat – in den Niederlanden gibt es die Idee. Statt Desinfektionsspendern nun Sonnenmilchspender. Wieder habe ich das Bild vor meinen inneren Augen. Menschen, die einander eincremen, sich hinweisen, wo die Milch noch nicht verrieben ist und muss wirklich lachen. Nicht nur, dass es gut ist, sich vor zu viel Sonne zu schützen. Nein, gut ist auch, so wieder aufeinander aufzupassen oder füreinander zu sorgen. Unbedarft. Einfach, weil es geht. Was für ein schöner Gedanke. Ich gucke der Sonne beim Untergehen zu und ein Psalmwort schiebt sich dazwischen. „…der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand, dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts.“ Ich weiß gar nicht warum – aber irgendwie ist die Idee des Sonnenmilchspenders vielleicht die schönste Interpretation dieses Psalmwortes. Ich glaube, ich fülle mal was um.

Pfarrerin Vanessa Kluge, Ehrang


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