Webandacht: Sehr gut – nicht perfekt

Weißt Du, was Gott sagte, als er fertig war mit der Erschaffung des Himmels und der Erde, mit den Barschen und Stachelschweinen, den Golden Retrievers und den Glühwürmchen und natürlich mit diesen seltsamen Geschöpfen, die sein Ebenbild sein sollen – den Menschen? Gott sagte: „Sehr gut!“

„Sehr gut!“  – nicht „Perfekt!“

Dafür können wir dankbar sein. Perfekt würde ja bedeuten: „Fass bloß nix an!“ „Es ist perfekt; bring es nicht durcheinander!“ Es ist fertig, vollendet… perfekt. „Sehr gut“ dagegen ist eher so „das ist cool, das ist großartig, aber noch nicht ganz fertig.“ Es ist Gottes Art zu sagen, dass da noch Raum für dich und mich ist, etwas beizutragen. „Sehr gut“ – aber nicht abgeschlossen.

Noch etwas anderes: Ist Dir jemals aufgefallen, wie ein Tag in der Bibel funktioniert? Ein Tag ist nicht vom Morgen zum Abend oder auch nicht von Morgen zu Morgen. In der Bibel geht ein Tag vom Abend zum nächsten Abend. Der Tag beginnt eben nicht am Morgen, wenn ich mich aus dem Bett bequeme. Der Tag ist, wenn ich mich üblicherweise entschließe, aktiv an ihm teilzunehmen, schon eine ganze Weile im Lauf – auch ohne mich. Während ich in meinem Bettchen lag, war Gott schon fleißig. Das Morgenlicht lädt mich ein, in den bestehenden Arbeitsprozess einzusteigen.

Das ist doch eine schöne Vorstellung und eine große Erleichterung. Gott war und ist verantwortlich – nicht ich oder ein anderer Mensch. Es liegt eben nicht nur an mir oder an Dir. Und dann sagt Gott „sehr gut“, also: „du hast deinen Teil zu tun, deinen Beitrag zu leisten. Wir brauchen dich!“

Geh also locker in den nächsten Tag – es liegt nicht alles an Dir. Aber geh in den Tag mit Freude – Du hast eine Rolle zu spielen und einen Beitrag zu geben und ohne Dich wäre die Welt nicht die gleiche.

Pfarrer Matthias Ratz, Trier


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