Webandacht: Palmsonntag

An diesem Sonntag beginnt mit Palmsonntag die Karwoche. Sie endet mit Ostern, dem höchsten christlichen Fest. Wir erinnern uns an Jesu letzte wichtige Stationen seines Lebens. Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt, beides gehört zusammen.

Jesus wird von einer Menschenmenge begeistert empfangen, als er in Jerusalem einzieht. „Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei der da kommt im Namen des Herrn!“ (Matthäus 21,9). Ganz andere Töne, als der römische Statthalter Pilatus die Menge fragt, wen er begnadigen soll. Der Aufrührer Barabbas soll frei kommen. Über Jesus schreien sie „Kreuzige ihn!“ nachdem sie entsprechend aufgehetzt worden waren. (Vgl. Markus 15,11). Diese Wechselmütigkeit der Menge gibt mir dieses Jahr besonders zu denken. Das Phänomen gab es nicht nur vor 2000 Jahren, auch heute ist es weit verbreitet. Einerseits werden einzelne oder Gruppen besonders verehrt, andererseits gibt es immer mehr Feindbilder. Der Feind wird verachtet, Gewalt gegen sie/ihn zugelassen oder gar als notwendig erachtet bis hin zur Freigabe zum Vernichten. So glaubte der Mann, der den Tankstellenmitarbeiter in Idar-Oberstein erschoss, aufgrund seines Corona-Feindbildes, er müsse sich als Asthmatiker mit Gewalt gegen die Forderung des Maskentragens wehren. In der Ukraine äußert sich das Feindbild in der Politik der verbrannten Erde. Auch aus Freund*innen können Feind*innen werden, wenn nur noch die eigene Meinung zählt und eigene Interessen durchgesetzt werden, koste es was es wolle. Allgemein halte ich es für wichtig, Feindbildern eine klare Absage zu erteilen, damit sie nicht den Verstand umnebeln und das Herz verhärten. Ich wünsche Ihnen eine nachdenkliche Karwoche und vor allem Gesundheit.

Elke Füllmann-Ostertag, Pfarrerin i.R., Börfink


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