Webandacht: Gestern Zukunft denken

„Na, welche Vorsätze hast du, die du wieder nicht einhältst?“, fragen mich Freunde grinsend. Normalerweise lache ich und erkläre wie immer, dass ich aus Prinzip keine Vorsätze fasse, weil es immer anders kommt als man denkt. Dieses Jahr sehe ich die Sache etwas anders. Schuld ist ein kleines Gedankenexperiment, das ich vor Weihnachten im Internet las und das eigentlich den Streß aus den Weihnachtstagen nehmen wollte. Es fragte danach, wie das eigene Leben am Dienstag nach Heiligabend aussehen solle, wenn alles vorbei ist; man solle es sich so konkret wie möglich vorstellen. Spontan schrieb ich darunter „Die erinnerte Zukunft wird phantastisch gewesen sein werden nächsten Dienstag und dann kommt ja noch das Beste.“ Ich gebe zu: Immer mal wieder musste ich an das Spiel denken. Am Dienstag dachte ich: Was, wenn ich es nicht auf Weihnachten beziehe. Was, wenn ich es einfach mal auf das Leben beziehe? Und dann ging es nicht mehr um die typischen Vorsätze, was ich tun oder lassen will. Es ging auf einmal um meine Haltung – was wünsche ich mir für das neue Jahr? Mehr Gelassenheit. Zwischendurch mal „Nein“ sagen. Friedfertiger zu sein mit mir und meinem Gegenüber. Plötzlich schmunzelte ich. Was, wenn man viel öfter sagen kann „Die erdachte Zukunft wird phantastisch gewesen sein werden und das Beste kommt erst noch.“ Ich erzähle einer Freundin davon. Sie lacht: „Das passt zu dir! Aber was gibt dir die Gewissheit in allem Wandel?“ Spontan sage ich: „Ach, wie 2023 auch sein wird – es gilt doch: Jesus Christus gestern und heute und derselbe in Ewigkeit.“ – „Ach“, sagt sie, „dann mag ich auch heute an die morgen erinnerte Zukunft denken – wer weiß was da kommt!“ Eben!

Pfarrerin Vanessa Kluge, Ehrang


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