Webandacht: Ein bunter Haufen

In dieser Woche war ich zu einem Orgelsommerkonzert in der Konstantin-Basilika. Es waren viele Menschen da – mehr als an so manchem Sonntagmorgen. Darunter waren mehr junge Menschen, als ich es erwartet hätte. Es war eine bunte Mischung: Familien mit Kindern, Studierende, Paare im mittleren Alter, Seniorinnen und Senioren; Menschen, die regelmäßig in unserer Gemeinde auftauchen, solche, die ich noch nie gesehen habe und welche, die offensichtlich als Gäste in Trier sind. Mir fiel das im Konzert so auf, weil bei kirchlichen Veranstaltungen oft die immer gleichen Menschen zu finden sind. Zum Glück gibt es immer wieder Beispiele, dass Gottes Gemeinde doch breiter und bunter ist: Zu einer Beerdigung letztens erschienen einzelne Gäste im Blaumann, weil sie direkt von der Arbeit kamen. Zum Taufgespräch im elegant renovierten Haus kam der Vater in Anzug mit Schlips nach Hause. Im Seelsorgegespräch hatte ich mit einer Prostituierten zu tun und ein anderes Mal mit einem Hochschullehrer. Viele unserer engagierten Jugendlichen sind queer, während sich in anderen Teilen der Gemeinde noch manche damit schwertun, sie zu akzeptieren.
Im Gottesdienst sitzen neben den Alteingesessenen und den Konfis regelmäßig Menschen aus dem Iran, die zur Gemeinde gehören. Dazu Touristen aus ganz Deutschland, den Niederlanden, den USA und anderen Ländern.
Kirche ist für alle da. Viel mehr, als es auf den ersten Blick manchmal scheint, ist die christliche Gemeinde ein bunter Haufen. Das ist gut so! Und wir sollten uns bemühen, diejenigen offener aufzunehmen und einzuladen, die nicht ins vermeintlich klassische Bild des regelmäßigen Kirchgängers passen. Bei Gott ist jeder und jede willkommen. Unterschiede gehören dazu. Kritik darf sein. Und es ist wichtig, dazu miteinander zu sprechen und sich wirklich zuzuhören. Doch wir sind alle ohne Ausnahme Gottes geliebte Kinder und mit ihm unterwegs.

Pfarrer Matthias Ratz, Trier


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