Gemeinde und Kirchen Schauren-Kempfeld-Bruchweiler

Gemeinde und Kirchen

Die Kirchengemeinde Schauren-Kempfeld-Bruchweiler besteht aus den  Ortsgemeinden Schauren mit Hammerbirkenfeld, Mombach, Hellertshausener Mühle und Aschied; Kempfeld mit Katzenloch und Wildenburg; sowie Bruchweiler. Von den etwa 2000 Einwohnern sind ca. 75% evangelische Christen.

Zur Kirchengemeinde gehören drei Kirchen, ein Gemeindesaal im Besitz der Gemeinde und zwei weitere im Besitz der Ortsgemeinden, in denen  Veranstaltungen stattfinden. Zwei der Kirchen stammen aus dem 18. Jahrhundert und sind mit historischen Ausmalungen und Stumm-Orgeln ausgestattet.

Seit 1555 sind die Orte evangelisch geprägt. Lange gehörten sie unterschiedlichen Kirchengemeinden an. In Schauren und Bruchweiler stehen wunderschöne Kirchen des sog. „Hunsrücker Bauernbarock“. An den Emporen befinden sich Tafelbilder, die als „biblia pauperum“ den Menschen, die nicht lesen konnten, die Inhalte der christlichen Botschaft näher brachten. Dass es dabei zu ganz erstaunlichen theologischen Schwerpunkten kam, die noch heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben, fasziniert den Betrachter.

Schauren

Die Schaurener Kirche ist als einzige dieser eigenwilligen Hunsrückkirchen völlig im Original erhalten. Mit ihrer überaus reichen Ausmahlung ist sie das Paradestück dieses Stils.

Die Kirche wurde 1767 nach den Plänen von Johann Nicolaus Wenz, einem Schaurener Zimmermann, erbaut.

Die Baukosten beliefen sich auf 1174 Gulden. Neben der Kirche/Gemeinde beteiligte sich daran die Landesherrschaft über das Amt Wildenburg mit 200 Gulden und der Hütten- und Hammerbesitzer Stumm mit einem Kredit über 300 Gulden. Dafür wurde in der Kirche unter der Empore rechts der Familie Stumm eine eigene Loge reserviert.

Die Kirche ist als Saalbau in Ost-West Richtung, mit Eingang im Westen und dreiseitigem Abschluss im Osten ausgeführt. Der Turm, in Form eines Dachreiters, ist im westlichen Teil über eine quadratische Grundfläche aufgesetzt; in der Zwischengliederung geht er in ein 8-Eck über.

Im Eingangsbereich ist ein Vordach auf 4 Säulen aufgesetzt, eine für den Hunsrück typische Stilform. Alle Dachflächen sind mit heimischem Schiefer gedeckt. Die Eingangstür ist zweiflüglig und mit Holzschnitzereien versehen. Das saalartige Schiff ist mit einer Holzdecke überwölbt. 7 Rundbogenfenster, bleiverglast in Eisenrahmen, spenden Licht; das Glas ist neueren Datums, die Rahmen sind original, aus Hunsrücker Eisen. Altar und Kanzel bilden an der Ostseite eine schöne optische Einheit.

Das Gestühl entlang der 5-seitigen Chorwände bot und bietet noch für die Presbyter  “Stammplätze”

  • Kirchenälteste / Presbyter (rechts),

  • 2 Zensoren / Sittenwächter (rechts) (ein Relikt aus der vom Sittenverfall geprägten Zeit nach dem 30-jährigen Krieg)

  • Pfarrer und Familie (links)

Auch für die anderen Gottesdienstteilnehmer gab es früher eine Sitzordnung- in Blickrichtung Altar saßen die Frauen rechts und die Männer links sowie auf der Empore.

Die Westseite im Kirchenschiff wird von der 2-flügligen Empore dominiert, die auf 6 imitierten korinthischen Säulen ruht. Sie trägt eine der berühmten Stummorgeln aus dem Jahre 1780, die in ein Rokokogehäuse eingebettet ist. Die Ausschmückung der Kirche entspricht so gar nicht dem eher strengen Geist der reformierten Kirche, macht aber das Gotteshaus wärmer und heimeliger.

Starke Anklänge an tiroler und bayrische Stilelemente zeigt die reiche Ausmalung des Kirchenschiffes. In ihrer Art wird sie als Bauernbarock bezeichnet. Alle Bildtafeln sind schlicht gehalten, klar gegliedert, dabei farbenfroh gestaltet und mit einer Blattgoldumrandung versehen. Die dargestellten Gesichter zeigen durchweg einen bäuerlichen Einschlag.

Die Deckenausmalung über Altar und Kanzel stellt die Grundtatsachen des christlichen Bekenntnisses dar:

  • Jesu Taufe mit  Proklamation zum Sohn Gottes,

  • Kreuzigung mit Sündenvergebung,

  • Auferstehung mit Andeutung Himmelfahrt Christi.

Die Rautenmuster an der Decke bieten einen merkwürdigen Effekt, ob gewollt oder ungewollt ist nicht bekannt; bei längerer Betrachtung beginnen sie sich zu verschieben. An der Kanzelrückwand wirkt die Darstellung des predigenden Jesus als Blickfang.

Auf der Kanzelbrüstung sind 5 Tafeln zu sehen, vorn Ich bin ein guter Hirte” und an den Seiten die 4 Evangelisten Mathäus, Markus, Lukas und Johannes. Beachtenswert ist hier, dass Gehrungsstreifen die Tafelflächen vergrößern und  bestimmte  Tafeln aus mehreren Teilen so zusammengefügt sind, dass als Hintergrund ein Stern, ein Rhombus und ein Kreuz entstehen.

18 Bildtafeln an der Emporenbrüstung geben das sichtbare Evangelium wieder. Die Unterschriften der Tafeln verweisen auf  Texte im Neuen Testament.

Vom 9.-11. Januar 2007 wurde die Heizungssteuerung in der Kirche erneuert. Es wird allerdings in der Winterzeit nicht wärmer werden, eher kälter. Der Raum in der Kirche kann nur langsam geheizt werden, damit die Bilder nicht weiter zerstört werden.

In den nächsten Monaten werden wir die Restauration der Bilder weiter vorbereiten.

Kempfeld

1529 wurde in Kempfeld eine Kirche erbaut, die im 18. Jahrhundert erneuert wurde. Sie besaß eine Vorhalle wie die Kirche in Schauren und andere Gotteshäuser in der Gegend. Seit 1756 bildet die evangelische Gemeinde eine eigene Pfarrei, die zeitweise vom Sensweiler Pfarrer, heute von dem zu Schauren verwaltet wird. (Vor 1756 Pfarrei Veitsrodt).

In den Tagen des großen Franzosenkaisers Napoleon verwaltete die Pfarrei zu
Veitsrodt und Kempfeld das berühmte Vagabundegenie Magister Laukhard. Aus
dieser Zeit stammt folgende Eintragung im Hottenbacher Kirchenbuch:
>>Am 08.03.1811 in Kempfeld einen Mann aus Wirschweiler mit seiner Braut
aus Kempfeld getraut, da Pfarrer Schneegans von Wirschweiler-Allenbach noch
nicht ordiniert und Kempfeld sich in einem förmlichen Accord von Pfarrer Laukhard losgesagt.<<

Vom 01.07.1817 bis zum 10.06.1819 war die Pfarrei Kempfeld mit Hottenbach verbunden

Der Abendmahlkelch:

Im Jahre 1884 erhielt die evangelische Kirchengemeinde Kempfeld einen Abendmahlkelch, gestiftet von Herrn Pfarrer Geibel. Der Kelch ist aus Messing und war versilbert. Aufgrund des Brandes der Kirche 1910 wurde der Kelch sehr in Mitleidenschaft gezogen. Im Jahre 2001 wurde er restauriert. Ein benachbarter Goldschmiedehandwerksmeister nahm sich dem Kelch an. Er lötete die defekten Stellen, glich alle Dellen aus und vergoldete ihn anschließend. Nun steht der Kirchengemeinde Kempfeld ein Kelch zu Verfügung der sicherlich einmalig in der Geschichte ist. Die Anwohner der Herrsteiner Strasse spendeten den Erlös ihres Straßenfestes der Kirche um den Kelch restaurieren zu lassen.

Am 25. August 1911 zerstörte ein Großfeuer die Kirche vollständig, wobei die Glocken schmolzen. Den Plan zum Neubau lieferte der regierende Bürgermeister Senz aus Köln, der 1903 auch den Neubau der Hottenbacher Kirche geleitet hat. Die neuen Glocken wurden am 05.Dezember 1920 feierlich eingeweiht.  Die dritte Glocke:‘‘Herr höre meine Stimme, wenn ich rufe, sei mir gnädig und erhöre mich.“ Pfarrer Blöcker, Lehrer Pitz Wilhelm.

Die Glocken wurden im Zuge des Zweiten Weltkrieges zum Einschmelzen
abtransportiert, um daraus Munition herzustellen. Den Befehl zu dieser Aktion, die in ganz Deutschland die Glocken aus den Türmen holte, gab der Rüstungsminister Albert Speer. Durch ihn wurden also auch die von Hommel gestifteten Glocken aus dem Turm der Kempfelder Kirche entfernt. Pikant an dieser Geschichte ist, das Albert Speer der Enkel von Hommel war! Der eine stiftet sie, der andere läßt sie abholen…
Heute sind in der Kirche Stahlglocken, also nicht mehr die alten Glocken,
die oft in die Kirchen zurückkehrten.

Die Engel links und rechts vom Altar sind von ganz besonderer Bedeutung.
Auch sie wurden von Hommel gestiftet.  Zwei Früh-Barocke Engel, die zur
Weihnachtsgeschichte gehören.

„Fürchtet  euch nicht. Siehe, ich verkündige euch  große Freude, die allem Volk wiederfahren  wird. Denn euch ist heute der Heiland  geboren, welcher ist Christus, der Herr in der Stadt Davids“.

Bruchweiler

Auch die Gemeinde in Bruchweiler blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück. So gehörte sie zeitweise zur Pfarrei Sensweiler und dann wieder zur Pfarrei in Schauren. Die Kirchengemeinde Schauren-Kempfeld-Bruchweiler besteht seit 1974.

Die Kirche wurde im Jahr 1744 erbaut. Zuvor gab es eine Kapelle in der Nähe des heutigen Friedhofes. Die heutige Kirche ist ähnlich der Schaurener Kirche im Barockstil erbaut. Die Deckenbemalungen sind leider nicht mehr erhalten, dafür aber die Bemalungen an der Brüstung der Empore. Im Gegensatz zu den Bildern in Schauren sind hier auch Alttestamentliche Geschichten zu sehen.

Über dem Altar ziert die Kirche eine Stumm-Orgel, die zwar restaurierungsbedürftig ist, die aber weitgehend im Original erhalten ist.

Kirche in Bruchweiler – Erbaut 1744