Webandacht
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Valentin und die Singlebörse
Neulich ein Videotelefonat mit meinem Patenkind und den Eltern. Wir albern rum, sie erzählt, geht weg, wenn der Erwachsenenkram langweilig wird. Plötzlich taucht sie wieder auf."Du bist doch kein Single!", sagt die 9-Jährige.
More......Ich bin irrtiert: "Aber du weißt doch, dass für mich ein sehr wichtiger Mensch gestorben ist?" - "Ja", sagt sie, "ja, ich weiß, aber du bist kein Single oder hast du dich im Internet auf so einer Plattform angemeldet?" Verdattert stammel ich: "Äh, nein..." - "Siehst du, wenn du dich nicht angemeldet bist, bist du kein Single!". Sie verschwindet wieder. Wir Erwachsenen brechen in ein unfassbares Gelächter aus und kriegen uns kaum ein. Ich gestehe: es gibt einsame Tage. Und dann denke ich: "Aber ... ich bin ja nicht angemeldet." Das kam mir diese Woche wieder in den Sinn bei der Werbung für diesen Sonntag. Was man nicht alles aus Liebe kaufen oder bestellen soll. Ich vermute, dass der kirchliche Namensgeber des nichtkirchlichen Feiertages dafür wenig übrig hatte. Dem Heiligen Valentin ging es um Liebe - ja. Aber nicht um Geschenke. Bei ihm meldete man sich damals an, wenn man seine Liebe nicht leben, nicht heiraten durfte, was beipielsweise Sklaven traf. Valentin hat sie trotzdem getraut. Vermutlich verstand er, dass gegenseitige Liebe und Annahme ein Geschenk sind und Gott es gerne mag, wenn Menschen einander so begegnen. "Du bist nicht Single, wenn du dich nicht angmeldet hast" Irgendwie hat mein Patenkind mich genau daran liebevoll erinnert. Ich bin unbedingt für die Liebe. Aber eher wie mein Patenkind oder Valentin. Einander annehmend und wahrnehmend. Und mich deucht: Da kann nur jeder für sich selbst Plattform sein. Dafür melde ich mich sofort an.
Pfarrerin Vanessa Kluge, Ehrang
Posted By: Vanessa Kluge [0] on Feb 12, 2021 11:39 -
Barmherzigkeit und Gerechtigkeit
In der Not ist sich jeder selbst der Nächste. Diese Lebensweisheit ist mir eingefallen, als ich in den Nachrichten aus der Wirtschaft die Warnung vor "Impfnationalismus" gehört habe.
More......Die Situation hat sich zugespitzt: Lieferengpässe und Auseinandersetzung um die Verteilung von Impfdosen. Zweifel, ob alle angebotenen Impfstoffe für Ältere einen vollständigen Impfschutz bieten. Das Auftreten von aggressiven Corona-Mutationen verschärft die Situation. Unsicherheit und Frust machen sich breit. "Wer hilft mir?" fragen viele. Finanzielle Hilfen können keine wirtschaftliche Stabilität garantieren. Digitales Arbeiten und virtuelle Kontakte, -da wo sie technisch möglich sind- bieten Alternativen, können persönliche Kontakte aber nicht ersetzen. Auf zügigem Impfen liegen die Hoffnungen der Einzelnen wie der Staaten. Allerdings gerät unter dem Druck der Schwierigkeiten das ursprüngliche Ziel ins Wanken, Impfstoff gerecht zu verteilen. Die Warnung vor Impfnationalismus ließ mich aufhorchen. Werden die armen Länder weltweit von der Impfstoffverteilung abgehängt, schädigt das die eigene Wirtschaft. Wenn z.B. Arbeiter*innen erkranken, die Teile für die deutsche Produktion herstellen, werden Lieferketten unterbrochen. Wir sind in der globalisierten Welt so stark aufeinander angewiesen, dass wir nur gemeinsam vorankommen. Christliches Handeln geht in die gleiche Richtung, allerdings aus anderer Motivation. Wer ist in der Not der/die Nächste? Wer Gerechtigkeit und Barmherzigkeit braucht, unabhängig von Nationalität, Geschlecht und Religionszugehörigkeit. Vor Gott sind alle Menschen gleich. Jesus lebte das vor. Wir sollen ihm nacheifern, als Einzelperson und auch als Gesellschaft.
Pfarrerin Elke Füllmann-Ostertag, BörfinkPosted By: Elke Füllmann-Ostertag [0] on Jan 29, 2021 04:08 -
Vorsatz: Barmherzigkeit
Neues Jahr, erste Videokonferenz. Albern wähle ich als Hintergrundbild einen Süßigkeitenteller. Die Kollegen kommen zusammen, ein digitales "Frohes Neues!" erfüllt das Arbeitszimmer.
More......Ein Kollege stockt "Was ist denn das für ein Hintergrund?", guckt genauer, "Oh Mann, was soll dass denn, ich kriege jetzt sofort Hunger auf Gummibärchen." Ich schmunzle: "Ach - dieses Jahr habe ich keine gute Vorsätze außer Süßigkeiten essen." Wir lachen, die Sitzung beginnt, den digitalen Süßigkeitenteller lasse ich verschwinden, so arbeitet es sich konzentrierter. Am Nachmittag bekomme ich eine Nachricht von einer Freundin: "Welche Vorsätze hast du für das Jahr?" Ich schreibe "Vielleicht frei von Vorsätzen sein" und schicke es mit einem achselzuckenden Bild zurück. Sie antwortet, dass sie sich für jeden Finger der linken Hand einen persönlichen Vorsatz genommen habe. "Sportliches Ziel", denke ich und gucke meine Finger an. Plötzlich schiebt sich die Jahreslosung in Kurzform auf meine Finger. "Barmherziger zu mir und Dir.", sage ich leise. Ja - das ist ein guter Vorsatz. Mich und andere nicht mit Vorsätzen quälen, die irgendwann unmenschlich werden. Menschlich bleiben. Empfindsam. Die Süße des Lebens suchen, aber auch das Salzige aushalten und genießen. Nicht immer auf mein Recht und Vorteil bestehen. Dem Leben in seiner ganzen Vielfalt eine Chance geben. Ja, ich glaube, dass ist mein Vorsatz für das neue Jahr. Während ich dem Gedanken nachhänge, wandert irgendwie ein Stück Schokolade in meinem Mund - ganz real. Naja - Barmherzigkeit kann ja vielleicht sogar süß schmecken. Ich glaube Barmherzigkeit in allen Facetten braucht es 2021. Auch über den Lockdown hinaus.
Pfarrerin Vanessa Kluge, EhrangPosted By: Vanessa Kluge [0] on Jan 09, 2021 09:30 -
Ich bin da
Liebe Menschen, es tut mir so leid! Es zerreißt mir das Herz - Eure Schmerzen, Eure Tränen, Eure Fragen. Als ich Euch die Augen gegeben habe, da habe ich mir gewünscht, dass ihr die Schönheit der Welt sehen werdet. Alle Farben der Blumen und 47 Töne Grau.
More......Verletzte Menschen solltet Ihr nicht sehen müssen. Als ich Euch die Ohren gegeben habe, da hab ich an die sanften Töne des Windes in den Bäumen gedacht und an das fröhliche Gluckern von Wasser, - nicht an verzweifelte Schreie. Als ich Euch die Hände gegeben habe, da habe ich gehofft, dass Ihr euch aneinander festhaltet - nicht dass ihr loslassen müsst. Als ich Eure Herzen gemacht habe, da dachte ich, wie schön es ist, wenn sie vor Freude hüpfen. Jetzt schlagen sie schwer. Licht und Finsternis... Ach, Ihr, meine lieben Menschen! In Licht und Finsternis bin ich bei Euch. Ich gehe nicht weg. Ich bin da. Ich höre Euch, ich sehe Euch, ich fühle Euch. Ich bin da. Die, die gestorben sind, haben Raum bei mir. Und Ihr, die Ihr lebt, Ihr auch! Ihr könnt schreien und weinen und fragen, verdrängen, wüten oder leer sein - ich bin da. Ich bin da in der Finsternis. Und ich werde noch da sein, wenn - ganz zaghaft noch - das erste Lächeln wieder scheint. Ich bin da. Euer Gott
Pfarrerin Anna Peters, KonzPosted By: Anna Peters [0] on Dez 04, 2020 02:04 -
Kein Advent? Doch!
Keine Grombereschniedscher mit Glüchwein auf dem Weihnachtsmarkt. Kein lebendiger Adventskalender in der Gemeinde wie sonst. Kein... ich könnte die Liste fortführen. Aber: ich habe keine Lust darauf, zu überlegen, was alles nicht geht.
More......Ich halte es mehr mit unserem Jugendmitarbeiter, der unlängst schrieb: "Ich weiß, dass mir niemand meine Vorfreude nehmen kann. Die Vorfreude, dass Gott uns seinen Sohn schenkt, mit ihm in unsere Welt kommt, uns nicht alleine lässt, sondern unsere Dunkelheit erhellt." Mir hat sein trotziger Satz sehr gut getan. Dem "kein" ein "nein!" entgegen zu setzen. Das berührt mich. Denn dieses "Nein" ist kein Aufruf zur Unvernunft die AHA-Regeln zu vergessen. Ich mag dieses trotzige Nein, weil es ein JA ist. Ein JA zur Hoffnung, ein JA zur wartenden Vorfreude. Egal, wie der Advent wird, Gott kommt. Denn daran erinnert der Advent seit jeher: Guck doch mal neu auf das Leben. Entdeck, was sein kann. Gott kommt manchmal auf ungewöhnlichen Wegen. Kein Glühwein? Meine Nachbarin meinte: "Komm, wir verabreden uns, jede kocht sich einen Glühwein und wir trinken den am Gartenzaun." Und ich mach mir vorher Kartoffelpuffer! Kein lebendiger Adventskalender? Ich geh jetzt öfters Abends spazieren, denn ich glaube, dass viele Fenster dieses Jahr besonders aufmerksam geschmückt sind. Ich gucke also neu. Wer sagt denn, dass immer alles gleich sein muss? Kein Adventslied tut das. Aber jedes verheißt, dass etwas Neues geschieht. Kein Advent? Blödsinn. Advent ist! Nur anders. Also hoch die Hintern, weit die Herzen, auf die Augen - Advent entdecken. Oder wie heißt es: Macht hoch die Tür, die Tor macht macht weit....Gott kommt und Advent ist. Wollen wir wetten?
Pfarrerin Vanessa Kluge, Ehrang
Posted By: Vanessa Kluge [0] on Nov 27, 2020 06:30 -
Trauer und Trost
An diesem Sonntag wird in der Evangelischen Kirche der Verstorbenen des zu Ende gehenden Kirchenjahres gedacht.
More......Es ist Sitte, dass am Totensonntag die Angehörigen den Gottesdienst besuchen, in dem die Namen der Verstorbenen verlesen werden, für jede/n eine Kerze angezündet und allgemein Fürbitte für die Verstorbenen gehalten wird. Was Grabschmuck und Besuch der Gräber angeht, so hat sich vielerorts der Brauch gewandelt und der Grabschmuck wird schon zu Allerheiligen aufgestellt. Dieses Jahr wird vieles anders ablaufen. Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie setzen den Rahmen für das, was möglich ist. Treffen der Angehörigen aus verschiedenen Haushalten und Familien gleichzeitig sind nicht möglich. Die einen werden die Familienzusammenkünfte schmerzlich vermissen, die anderen sind auch ohne Einschränkung sozialer Kontakte allein mit ihrer Trauer. Trauercafes und persönlicher Austausch unter Trauernden finden nicht statt. Seelsorgerliche Gespräche mit einem Pfarrer/einer Pfarrerin können eine Hilfe sein. Ich habe öfter gehört: "Ach, mir kann doch keiner helfen, da muss ich allein durch." Das Leben mit dem Verlust eines lieben Menschen ist schwer zu ertragen. Vor allem das Alleinleben nach Jahrzehnten Gemeinsamkeit will erlernt sein. Mir hat der Glaube die Trauer um Angehörige erleichtert. Ich sehe sie und auch mich selbst als Teil der Schöpfung. Geboren werden und Sterben, Kommen und Gehen gehören zu dem Kreislauf des Lebens, der in Gottes Hand ruht. Dazu kann ich "ja" sagen, weil ich glaube, dass mit dem irdischen Leben nicht alles aus ist, sondern das ewige Leben sich anschließt.
Pfarrerin Elke Füllmann-Ostertag, BörfinkPosted By: Elke Füllmann-Ostertag [0] on Nov 20, 2020 06:36 -
Sack und Asche
Der Weltuntergang ist nahe. Das Gefühl kenne ich, seit ich denken kann. Als ich sechs war, waren die Sandkästen für eine Weile gesperrt und auch der letzte kapierte durch Tschernobyl die Gefahr von Atomkraft.
More......Als ich zehn war, lernten wir in der Schule alles über sauren Regen und das Waldsterben. Mit 15 sah ich die Bilder der Hungerkinder im Sudan. Mit 20 wusste ich, dass Sonnenbaden Hautkrebs macht. Als ich 21 war, lernten wir am 11. September, dass das Wort "Terroranschlag" auch in der sogenannten westlichen Welt Bedeutung hatte. Und so ging es weiter mit Krieg, Gewalt, Zerstörung und neuerdings Covid-19. Der Weltuntergang ist nahe. Vor langer Zeit hatte der Prophet Jona den Auftrag, den Bewohnern der Stadt Ninive ziemlich genau das zu verkündigen: "Es sind noch vierzig Tage, so wird Ninive untergehen." Die Leute von Ninive verstanden schnell, dass Jona ihnen eine Botschaft von Gott brachte. Sie hatten schlecht gelebt. So schlecht und böse, so unsolidarisch und egoistisch, dass sie kurz vor dem Untergang standen. Sie merkten, dass Jona recht hatte und wollten Gott zeigen, dass sie ihre Art zu leben bereuten. Sie riefen ein Fasten aus, zogen ihre normalen Kleider aus und zogen als Zeichen der Buße Säcke an. Sogar der König machte mit, legte sein Purpurgewand ab, zog einen Sack an und setzte sich in die Asche. Sie alle beteten zu Gott und gelobten Besserung und jeder von ihnen tat in seinem eigenen Bereich das, was ihm möglich war, um besser zu leben. Als Gott das sah, hatte er Mitleid und verschonte Ninive. Am 18.11. ist Buß- und Bettag. Der Weltuntergang ist nahe im Jahr 2020. Die Propheten der heutigen Zeit rufen uns auf, unser Handeln zu überdenken. Sind wir bereit, uns zu verändern? Gott würde sich freuen.
Pfarrerin Anna Peters, KonzPosted By: Anna Peters [0] on Nov 13, 2020 01:00 -
Trailer
Der November hat begonnen, das Jahr neigt sich seinem Ende zu - noch ist es jedoch nicht vorbei. Manchmal wünsche ich mir, es wäre schon so weit. Weg mit diesem Jahr, das so vieles auf den Kopf gestellt hat und stellt.
More......Und in dem viele in ihrem Kalender einen Termin nach dem anderen gestrichen haben. Um ihn irgendwann im nächsten Jahr nachzuholen. Nun habe ich mir einen Kalender für 2021 gekauft - und denke: Wie soll ich denn jetzt am besten planen? Alles irgendwie unter Vorbehalt, mit angezogener Bremse... - "Ich kaufe keinen Kalenderplaner für 2021, bevor ich keinen Trailer für das nächste Jahr gesehen habe", hat jemand irgendwo gepostet. Genau, dachte ich, das wär's. Eine Vorschau auf die nächsten Wochen und Monate, aufs kommende Jahr. Auf das, was garantiert stattfinden wird. Um sich wenigstens ein wenig vorbereiten zu können... - Eine Art Trailer habe ich in der Jahreslosung gefunden, dem Bibelvers, der schon jetzt als Gedanke über dem kommenden Jahr steht. Es ist ein Satz Jesu aus dem Lukasevangelium. Dort sagt er zu seinen Freunden: "Seid barmherzig, wie auch Gott barmherzig ist". Für mich vielleicht die beste Vorschau, nicht nur für das neue Jahr. Gott ist barmherzig - denn er ist da. Auch in diesen Zeiten. Er steht zu mir. Nimmt mich so an, wie ich bin. Hilft mir. Und öffnet mir das Herz: Gottes Barmherzigkeit inspiriert mich, selber barmherzig zu sein. Gemeinsam durch diese wilden Zeiten zu gehen. Zusammen zu fluchen, wenn wieder ein Plan nicht gelingt, ein Termin abgesagt werden muss. Zusammen zu hoffen, wenn das Herz schwer wird und der Himmel dunkel. Zusammen zu weinen, zu trauern, wenn es richtig hart wird, weil diese Pandemie den Job, die Existenzgrundlage gekostet hat. Oder weil wir jemanden verloren haben, ohne den wir uns das Leben eigentlich nicht vorstellen können. Füreinander da zu sein, wenn das alles manchmal einfach zu viel wird... - Gottes Barmherzigkeit jedenfalls wird niemals abgesagt. Sie ist da. Vor allem, wenn wir es ihr gemeinsam gleichtun.
Pfarrerin Maike Roeber, TrierPosted By: Maike Roeber [0] on Nov 07, 2020 09:00 -
„Chill mal, meine Seele!“
"Chill mal hart!" sagte mir vor ein paar Wochen ein sehr guter Freund, als mal wieder alle Tage zu wenig Stunden hatten. Und ich dachte "Was willst du? Wenn das immer so leicht wäre." Irgendwann war der Gedanke weg. Mittwochmorgen gähne ich mit weitoffenem Mund. Wie immer.
More......Aber es knackt. Höllischer Schmerz im Kiefer. Verrenkt. "Ah - Kiefersperre", sagt mein Orthopäde, "das ist nicht angenehm." Nein - ist es nicht! Er massiert meinen Kie-fer langsam wieder in die richtige Stellung. Während ich da liege, fällt mir die Mahnung des Freundes wieder ein. "Chill mal hart!" Beim ersten Hören war ich verstört. Hart chillen. Das ist ein Wider-spruch. Genauso hab ich darauf reagiert. Er hat es einfach wiederholt. Hm - hart chillen, sich hart entspannen? Gar nicht so leicht. Mal 5 Minuten Pause machen, mal nicht an Arbeit denken. Da achte ich drauf. Aber "Chill mal hart!" ist kein Ausdruck, der zu mir gehört. "Jetzt können Se mal nicht reden. Jetzt lassen Se mal alles locker.", sagt der Orthopäde und beherzt werden Kieferknochen und Nacken bearbeitet. Plötzlich verstehe ich den mir so fremden Ausdruck. "Chill mal hart!". Es ging dem Freund nicht um die 5-Minuten-Pause. Ihm ging es um mehr. Wäre er der Psalmbeter, hätte er gesagt "Gott bei dir kommt meine Seele zur Ruhe." Das ist mehr als eine Pause. Das ist ein ganz zu sich kommen. Auch ein In-sich-Ruhen. Wohltuender lebenskraftschenkender Stillstand - übrigens genauso ein Widerspruch. Aber es macht Klick. In Gedanken sage ich mir: "Chill mal hart" ist immer noch nicht mein Wort. Aber: "Chill mal meine Seele, komm bei Gott zur Ruhe." Das schreib ich mir mal hinter die Ohren. Schön nah beim Kiefer!
Pfarrerin Vanessa Kluge, EhrangPosted By: Vanessa Kluge [0] on Sep 25, 2020 07:40 -
An Tagen wir diesen…
... wünscht man sich Unendlichkeit. ... Und kein Ende in Sicht." Diese Hymne der Toten Hosen ruft in mir ein Sommergefühl hervor - die Riffs der Gitarren, der Rhythmus der Drums. Es ist der Soundtrack der lauen Sommerabende. So soll es bleiben, am besten für immer.
More......Auch wenn dieser Sommer anders war als sonst, es gab sie, diese Sommerabende. Und sie haben mir gutgetan. Nun verabschiedet sich der Sommer so langsam, der Herbst steht vor der Tür. Und mit ihm die vielen Fragen, die entweder nicht verschwunden sind oder sich neu stellen: Wie geht es weiter mit den Infektionszahlen? Trifft es mich, meine Familie? Was passiert, wenn es nicht mehr so warm ist und wir schlecht lüften können in Schulen, Büros, Restaurants? Oft gleichen meine Fragen denen von vor dem Sommer. Auch, wenn kann man das Virus schon mal vergessen hat. Ja, es ist mir auch passiert, dass ich auf dem Weg in den Supermarkt meine Maske nicht dabeihatte und umdrehen musste. Ich war viel draußen in der Natur in den Ferien. Da ist das Virus mitunter in scheinbar weite Ferne gerückt. Auf viele Fragen habe ich keine Antwort. Wir diskutieren sie in der Familie und am Arbeitsplatz. Oft muss ich mir klarmachen: da hilft nur aussprechen und gemeinsam nachdenken. Meinem Nachdenken helfen auch alte Texte: "Der Herr behütet dein Gehen und Kommen von nun an bis in Ewigkeit." Das Lied des Psalmbeters ist auch mein Gebet. Und die Zusage Jesu "ich bin bei Euch alle Tage" stärkt mich. Das hilft mir, gerade wenn ich unsicher bin. Ich glaube fest daran, dass ich nicht alleine bin, dass Gott mein Leben begleitet. Sich an die Regeln zu halten, hilft natürlich auch. Und beim Nachdenken und Nachspüren kommen manchmal die Bilder und der Soundtrack der lauen Sommerabende wieder zum Vorschein. Auch im Herbst. Da gibt es ja auch schöne Tage und wunderbar bunte Bilder in der Natur. All das trägt mich auch dann, wenn manche Unsicherheit bleibt und neue Fragen kommen. Denn dahinter steckt die Hoffnung: Gott ist unendlich. Er ist bei mir, in allen Lebenslagen, auf ewig. Gerade in Tagen wie diesen.
Dr. Jörg Weber, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises TrierPosted By: Dr. Jörg Weber [0] on Aug 28, 2020 09:00