Präses: Aufarbeitung antijudaistischer Traditionen ist nie abgeschlossen

Düsseldorf/Koblenz. Bei der Eröffnung der dreitägigen Jahrestagung des Evangelischen Bundes ruft Präses Dr. Thorsten Latzel dazu auf, „Anmaßung und Selbstüberhebung unseres Glaubens kritisch zu beleuchten“. Im Gottesdienst am Donnerstag, 3. Oktober, in der Koblenzer Christuskirche (Beginn: 16 Uhr) sagt er laut Predigtmanuskript: „Wir sind Dazugekommene. Das gehört zu unserem Glauben. Israels Verheißungen galten nicht zuerst uns, wir haben vielmehr teil an einem fremden Erbe.“ Die Jahrestagung hat das Thema: „Wie hältst du’s mit dem Judentum?”.

Das Verhältnis zu den jüdischen Geschwistern gehöre zu den dunkelsten Kapiteln in der 2000-jährigen Geschichte der christlichen Kirchen, so der Präses in seiner Predigt. „All diese Diffamierungen und Schmähungen sagen nichts über die jüdischen Geschwister aus, aber viel über uns als Christ*innen, über kirchliche wie religiöse Selbstanmaßung, über antijudaistische Züge unserer Theologie, die zum Antisemitismus beigetragen haben.“  Die Aufarbeitung dieser toxischen antijudaistischen Traditionen sei nie abgeschlossen und in jeder Generation neu zu leisten. Der gerade veröffentlichte Bericht „Antisemitismus in der Gesamtgesellschaft von NRW“ sei dafür ein alarmierender Beleg.

Jeder Form des Antisemitismus widersprechen

„Es ist nicht unsere Aufgabe, selbst ernannte ,Türsteher des Paradieses‘ zu spielen“, folgert Präses Latzel aus der Auseinandersetzung mit einer Passage des Paulusbriefes an die Römer. „Wir haben jeder Form des Antisemitismus zu widersprechen. Weil er schlicht Sünde ist. Jüdinnen und Juden sind unsere Geschwister in der einen Familie Gottes. Jede Form von Antisemitismus ist immer auch gegen uns gerichtet.“ Aktuell sei das Eintreten für Frieden und Sicherheit von Israel und allen Menschen in Israel, im Gazastreifen und im Libanon geboten.

  • 03.10.2024
  • Ekkehard Rüger