Bielertkirche: Bis zum Jubiläum sollen die Flutschäden behoben sein

Die Wupper fließt in Opladen keine 400 Meter von der evangelischen Bielertkirche entfernt dem Rhein entgegen. Normalerweise. In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 flutete sie weite Teile des Leverkusener Stadtteils. Auch die Kirche. Und das benachbarte Gemeindehaus. Und die benachbarte Kita. Und das benachbarte Verwaltungsgebäude. Und das benachbarte Lagergebäude. Das Foto von der schlammigen Brühe, die bis zu den Altarstufen reichte, machte nach der Katastrophe die Runde. Zwei Jahre später steht Anika Distelrath-Lübeck, Baukirchmeisterin der Evangelischen Kirchengemeinde Opladen, vor der Bielertkirche und sagt: „Man sieht, dass es langsam vorangeht.“

Anika Diestelrath-Lübeck ist seit 2020 Baukirchmeisterin der Evangelischen Kirchengemeinde Opladen.
Anika Diestelrath-Lübeck ist seit 2020 Baukirchmeisterin der Evangelischen Kirchengemeinde Opladen.

Der Turm der Bielertkirche ist eingerüstet – und das hat kurioserweise nichts mit den Hochwasserschäden zu tun. Denn die Sanierung der kompletten Außenhülle war schon vorher beschlossen. Turm, Turmdach und Turmkreuz im ersten Bauabschnitt, Kirchenschiff samt Dach im zweiten Bauabschnitt, der wahrscheinlich nächstes Jahr beginnt. „Obendrauf kamen noch die Hochwasserschäden“, erzählt Diestelrath-Lübeck. Und die beliefen sich allein bei der Kirche auf 3,4 Millionen Euro. Dazu noch rund 800.000 Euro für die anderen Gebäude. Eine Versicherung für Elementarschäden bestand nicht. Der Antrag auf Wiederaufbauhilfe ist im Mai dieses Jahres über die Landeskirche beim Land NRW eingereicht worden.

Die Flut vor zwei Jahren hatte weite Teile des Leverkusener Stadtteils Opladen unter Wasser gesetzt.
Die Flut vor zwei Jahren hatte weite Teile des Leverkusener Stadtteils Opladen unter Wasser gesetzt.

Manches hat sich in den zwei Jahren geklärt. Bis zum Hochparterre des Gemeindehauses kam das Wasser zum Glück nicht. Der überflutete Keller ist inzwischen neu gestrichen „und aufgeräumt wie seit hundert Jahren nicht“. Das beschädigte Lagergebäude soll abgerissen werden, die Schäden im Parterre des Verwaltungsgebäudes müssen noch warten, aber die Diakonie konnte ihre Räume in der oberen Etage schon 14 Tage nach der Flut wieder beziehen. Dringlichste Aufgabe war es, noch vor dem Winter 2021/22 die Heizung im Keller der Kita zu erneuern. Denn sie versorgt gleich drei Gebäude. „Und das haben wir geschafft“, blickt die Baukirchmeisterin zurück.

Im Oktober nach der Flut kracht plötzlich Putz vom Kirchendach

Die Bielertkirche in Leverkusen am Tag nach der Flut.
Die Bielertkirche in Leverkusen am Tag nach der Flut.

Wenn sie vom weiteren Vorgehen berichtet, klingt das fast ein bisschen beiläufig: Die Kita musste ausgelagert werden – glücklicherweise standen dafür Räume in einem anderen Gemeindezentrum der Kirchengemeinde zur Verfügung. Nach der üblichen Schließzeit in den Sommerferien konnte der Betrieb dort wieder aufgenommen werden. Aber auch wenn die 41-jährige Entwicklungsingenieurin wie so viele von großer Hilfsbereitschaft berichtet, von Unterstützung des Kirchenkreises bei der Antragstellung und von Spendenbereitschaft, bleibt doch jeder Entwicklungsschritt mit großer Anstrengung verbunden. „Und wenn man denkt, man hat es im Griff, passiert etwas Unvorhergesehenes.“ Wie der 4. Oktober 2021, als plötzlich ein Stück Kirchendecke herunterkrachte. Da war klar, dass sich der Schaden in der Bielertkirche nicht nur auf den Boden und den Putz bis zur Wasserkante beschränkt hatte. Als sich dann zeigte, dass beim Deckenputz auch asbestbelastete Spachtelmasse verwendet worden war, ließ sich eine Komplettsanierung auch im Innenraum nicht mehr abwenden.

In diesem Jahr richtete die Jugend ein Flutgedenkfest aus

„Wir hoffen sehr, sehr stark auf die Wiederaufbauhilfe“, sagt Anika Diestelrath-Lübeck. Seit 2020 ist sie Baukirchmeisterin und erlebt gerade, wie sich die Gemeinde mit ihren 8000 Mitgliedern neu orientiert. Zwei junge Pfarrerinnen sind gekommen, die Trennung von zunächst einem Gemeindezentrum steht an, die notwendige Innensanierung der Bielertkirche wurde gleich für einen Architekturwettbewerb genutzt, um die Gestaltung den veränderten künftigen Anforderungen anzupassen. Viel Umbruch auf einmal, bei dem ehrenamtlich wie berufliche Mitarbeitende immer wieder auf Ermutigung angewiesen sind. Als die Kita im vergangenen Herbst in ihre sanierten Räume zurückkehren konnte, war das so ein Moment. Und das Jahresgedenken an die Katastrophe hat diesmal die Jugend der Gemeinde übernommen: mit einem Flutgedenkfest am vergangenen Sonntag. Sinnfälliger lässt sich die Brücke zwischen dem Schrecken der Vergangenheit und dem Vertrauen auf eine gute Zukunft kaum schlagen.

Wann auch die Bielertkirche wieder Teil dieser Zukunft sein wird, darauf mag sich die Baukirchmeisterin noch nicht so genau festlegen. „Wahrscheinlich 2025.“ Auf jeden Fall aber sollte es ein Jahr später so weit sein. Dann feiert die Bielertkirche ihr 150-jähriges Bestehen.

Spätestens zur 150-Jahr-Feier 2025 soll die Sanierung der Bielertkirche abgeschlossen sein.
Spätestens zur 150-Jahr-Feier 2026 soll die Sanierung der Bielertkirche abgeschlossen sein.

Anträge auf Wiederaufbauhilfe noch bis Mitte 2026 möglich

Ende Juni 2026 läuft dann auch die schon verlängerte Frist aus, bis zu der alle Gemeinden der rheinischen Kirche ihre Anträge auf Wiederaufbauhilfe eingereicht haben müssen. In NRW haben von 35 betroffenen Kirchengemeinden mit ihren zusammen 81 beschädigten Gebäuden erst 14 ihren Antrag gestellt, acht davon sind mittlerweile bewilligt. In Rheinland-Pfalz haben drei Gemeinden insgesamt elf beschädigte Gebäude gemeldet. Bisher wurde nur ein Antrag für die Lutherkirche in Bad Neuenahr eingereicht.

Birte Laubach, im Landeskirchenamt für die Antragstellung beim Land zuständig, hat Verständnis für die Verzögerungen: „Unbürokratisch ist das Verfahren wirklich nicht.“ Zunächst muss ein Grundantrag gestellt werden. Hat das Land ihn bewilligt, muss pro Gebäude ein Projektdatenblatt eingereicht werden. Liegt die Genehmigung vor, ist der Mittelabruf fällig, auf den aber zunächst nur 80 Prozent der Fördersumme gezahlt werden. Erst wenn schließlich alle Verwendungsnachweise vorliegen, folgen die restlichen 20 Prozent. Verwaltungsvorgänge, für die die weitgehend ehrenamtlich arbeitenden Presbyterien die nötigen Unterlagen liefern müssen – zusätzlich zur Begleitung der gesamten Sanierungsmaßnahmen. „Die Gemeinden“, sagt Birte Laubach unumwunden, „tun mir leid.“

  • 11.7.2023
  • Ekkehard Rüger
  • Anika Distelrath-Lübeck, Ekkehard Rüger