Empowerment-Projekt #thisisme: Langersehnter Abflug nach Namibia

Empowerment, also der Weg zu mehr Selbstbestimmung und Eigenverantwortung, erfordert Geduld und Ausdauer. Geduld war auch gefragt, bis das Empowerment-Projekt #thisisme endlich fortgesetzt werden konnte. Wenn sich am Samstag, 15. Oktober, zwölf junge Frauen und drei Begleiterinnen aus den Kirchenkreisen Wesel (Evangelische Kirche im Rheinland) und Tecklenburg (Evangelische Kirche von Westfalen) auf den Weg nach Namibia machen, erfolgt die Reise mit zweijähriger Verzögerung.

Im Juli 2019 hatten jeweils neun junge Frauen aus Deutschland und Namibia zwei Wochen lang als internationale Wohngemeinschaft in der Evangelischen Jugendbildungsstätte Tecklenburg sowie im Cäcilienhof in Rhedebrügge zusammengelebt. Ein Jahr später war der Gegenbesuch geplant. Aber die Corona-Pandemie hat nicht nur die Reise lange verhindert, sondern auch für einen tragischen Todesfall innerhalb der Projektgemeinschaft gesorgt: Eine der namibischen Begleiterinnen, die vor drei Jahren mit nach Deutschland gereist waren, ist mittlerweile an den Folgen der Viruserkrankung gestorben.

Junge Frauen als Multiplikatorinnen

Schon 2019 war wichtig, neben der allgemeinen Begegnung und dem Lernen voneinander auch Wege der Gendergerechtigkeit aufzuzeigen und interkulturelle Kompetenzen zu erwerben. Die jungen Frauen, so die Grundidee, sollten die gemachten Erfahrungen dann als Multiplikatorinnen weitertragen. Eine Idee, die in der Zwischenzeit schon Früchte getragen hat. „In Namibia sind mittlerweile mehrere Girls Clubs entstanden“ erzählt Michaela Leyendecker, Jugendreferentin im Kirchenkreis Wesel. „Dort treffen sich junge Frauen zum Nähen, stellen Kleidungsstücke zum Verkauf her und haben im vergangenen Jahr auch Kleidung und Essen an Menschen verteilt, die auf Müllkippen nach Verwertbarem suchen.“ Der Girls Club ist zugleich Plattform für Fragen, die weder in der Schule noch zu Hause beantwortet werden, so zum Rollenverständnis, der Gefahr von Teenagerschwangerschaften und dem Umgang mit Alkohol und Drogen.

In der Coronazeit trafen sich Frauen aus den Kirchenkreisen Wesel, Tecklenburg und Otjiwarongo (Namibia) digital.
In der Coronazeit trafen sich die Frauen aus den Kirchenkreisen Wesel, Tecklenburg und Otjiwarongo digital.

Partnerschaft besteht seit mehr als 40 Jahren

Das Frauenprojekt mit Namibia fußt auf einer langen Partnerschaftstradition. Die Kirchenkreise Tecklenburg und Wesel sind seit 1981/82 mit dem Kirchenkreis Otjiwarongo in Namibia partnerschaftlich verbunden. In den mehr als 40 Jahren gab es zahlreiche gegenseitige Besuche und gemeinsame Projekte. Erst im vergangenen Juli wurde ein Projekt mit dem Partnerschaftspreis der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) ausgezeichnet. Auch die Idee für #thisisme entstand im Rahmen dieser Begegnungen.

Auf dem Weg zu Antirassistinnen

Die deutschen Teilnehmerinnen zwischen 19 und 26 Jahren sind Studentinnen, Auszubildende, befinden sich im Freiwilligen Sozialen Jahr oder im Anerkennungsjahr. Für die Bildungsreise wurden sie freigestellt. Auf dem Programm stehen so unterschiedliche Aktivitäten wie ein Workcamp zur Renovierung einer Suppenküche, ein Pantomime-Workshop und der Besuch eines Projekts zur HIV-Prävention. „Wir lassen uns so auf das namibische Programm ein, wie sich die Namibierinnen vor drei Jahren auf unser Programm eingelassen haben“, sagt Jugendreferentin Leyendecker. Ihr ist es wichtig, dass die Teilnehmerinnen in Namibia Vorbehalte abbauen und wunderbare partnerschaftliche Begegnungen erleben, sich aber auch der schwierigen Vergangenheit des Kolonialismus und Rassismus bewusst sind. „Ich hoffe, dass sie sich gemeinsam auf den Weg zu Antirassistinnen machen.“ Ihre zweite Hoffnung für die deutsche Seite: neue Impulse und selbstverantwortete Bereiche, mit denen die jungen Frauen sich in die langjährige Partnerschaftsarbeit einbringen und sie so in die nächste Generation tragen.

Reiseberichte in den digitalen Netzwerken

Die Reise dauert vom 15. bis zum 31. Oktober. In dieser Zeit sollen immer wieder Eindrücke aus Namibia über die digitalen Netzwerke verbreitet werden. Dafür stehen die Facebookseite des Jugendreferats im Kirchenkreis Wesel, der Instagram-Auftritt des Jugendnetzwerks im Kirchenkreis Wesel und die Homepage des Kirchenkreises zur Verfügung.

  • 14.10.2022
  • Ekkehard Rüger
  • Evangelische Kirchengemeinde Drevenack, Michaela Leyendecker