Düsseldorf. „Wie können wir unsere bunte Gesellschaft schützen?“ Dieser Frage geht Präses Dr. Thorsten Latzel eine Woche nach dem Terroranschlag von Solingen in seiner Predigt zum Jahresfest des Neukirchener Erziehungsvereins nach (Sonntag, 1. September, 10 Uhr, Festzelt Heckrathstraße in Neukirchen-Vluyn). Es gehe um Schutz „gegen Islamisten und religiöse Extremisten, die alles Bunte hassen und Menschen dafür wahllos töten“, aber auch um Schutz gegen rechte Hetzer, die solche Anschläge für ihre Weltsicht instrumentalisierten, „weil sie auch alles Bunte hassen und nicht unterscheiden wollen“, heißt es im Predigtmanuskript.
Die Antwort auf die Frage, so Latzel, könne auf doppelte Weise erfolgen. Zum einen, „indem wir unsere Trauer, unseren Schmerz, unsere Fassungslosigkeit schlicht vor Gott bringen“. Zum anderen durch die Erinnerung an das „A & O des Glaubens“. „Am Anfang unseres Glaubens steht das Staunen über die wunderschöne, bunte, vielfältige Schöpfung, die Gott uns schenkt“, sagt der Präses zu Beginn der Schöpfungszeit 2024. Der Gedanke von der Schönheit in allen Dingen und Gottes allumfassender Liebe habe das Volk Israel schon vor 2500 Jahren inmitten einer gewaltvollen Welt getröstet. „Sie lebten als Fremde im Exil. Doch dann begannen einige neu mit dem Anfang anzufangen. Und von Gottes guter, bunter Schöpfung zu erzählen. Allen Erfahrungen von Gewalt, Verlust und Trauer zum Trotz.“
„Zur Schönheit von Gottes Schöpfung gehört die Vielfalt“
Das sei auch die Aufgabe der Gegenwart: „Davon erzählen, was uns geschenkt ist, woraus wir leben, was unsere Welt trägt und hält – allen Krisen und Schrecken zum Trotz.“ Die Gesellschaft müsse sich hüten „vor brauner Soße, die manche Leute politisch über alles gießen wollen. Nein, es liegt kein Gold darin verborgen, alles einheitlich zu machen. Das hatten wir schon mal: Ein Volk, ein Reich … Nie wieder! Zur Schönheit von Gottes Schöpfung gehört die Vielfalt. Die lasst uns bewahren und gestalten“, sagt der Präses am Tag der Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen.