Insgesamt 200.000 Euro fließen in diesem Sommer bundesweit in kirchlich-diakonische Projekte: Alleine im Raum der Evangelischen Kirche im Rheinland unterstützt die Stiftung der Bank für Kirche und Diakonie (KD-Bank) 26 Ideen.
Gelegentlich trifft Dr. Hartmut Sitzler in seinem Kirchenkreis an Lahn und Dill auf junge Menschen, die über ihre Zukunft nachdenken. Und der Superintendent hat entdeckt: „Sie sind auf der Suche.“ Also hat er sich hingesetzt und einen Plan entworfen: das „Freiwillige Evangelische Jahr“. Die Idee ist am Schreibtisch in Wetzlar entstanden und nun beginnt sie lebendig zu werden. Schritt für Schritt. „Wir wollen ein gutes, profiliertes Angebot schaffen“, sagt Superintendent Hartmut Sitzler. Wer ihn nach den Plänen für das „Freiwillige Evangelische Jahr“ im Kirchenkreis an Lahn und Dill fragt, der stößt auf große Begeisterung, auf Optimismus und die Lust, Zukunft zu gestalten. Rund 100.000 Euro könnte das Projekt am Ende kosten, die Kreissynode hat bereits mit deutlicher Mehrheit zugestimmt. Netzwerke sind geknüpft, eine entsprechende Stelle für die Begleitung der jungen Erwachsenen wird ausgeschrieben.
„Freiwilliges Evangelisches Jahr“ wird von der Stiftung der KD-Bank gefördert
„Wir wollen jungen Menschen eine Chance geben, Erfahrungen mit sich selbst und mit der Kirche zu machen“, sagt Sitzler. Es gehe nicht darum, billige Arbeitskräfte oder auf lange Sicht Ehrenamtliche für die Gemeinden zu rekrutieren. „Es geht uns darum, Menschen in Kontakt kommen zu lassen“, betont der Superintendent. Das große Konzept für das „Freiwillige Evangelische Jahr“ baut auf vier Säulen auf: Gemeinschaftliches Leben, Dienst an der guten Sache, Geistliches Leben und die Pflege der Partnerschaften im Kirchenkreis. Jede einzelne Säule hat es in sich: Im Kloster Altenberg an der Lahn soll im Sommer 2025 eine Wohngemeinschaft mit den ersten fünf Freiwilligen entstehen. „Das ist ein besonders inspirierender Ort“, sagt der Superintendent. Der Dienst an der guten Sache orientiert sich an dem, was die jungen Menschen mitbringen: „Wir haben viele Einsatzmöglichkeiten“, sagt Sitzler und denkt an Jugendarbeit genauso wie an die Tafel oder diakonische Einrichtungen.
Kirchenkreis will nach den Sommerferien mit dem neuen Programm starten
Auch ein geistliches Leben für die Freiwilligen wünscht sich der Kirchenkreis: „Das werden wir dann gemeinsam mit den Jungen Menschen entwickeln“, sagt Sitzler, „es muss schließlich passen.“ Und die vierte Säule ermöglicht den Freiwilligen einen Monat im Ausland bei den Partnern des Kirchenkreises. Während ihres „Freiwilligen Evangelischen Jahres“ wird es eine Begleitung geben. Dafür richtet der Kirchenkreis ein 25-Prozent-Stelle ein und will sie zum Frühjahr 2025 besetzen. „Das Projekt ist breit angelegt, wir wollen es fest installieren“, sagt der Superintendent und erzählt von der Projektgruppe, die dafür im Einsatz ist. Bald beginnt der erste Werbeblock, der Jugendliche an Lahn und Dill auf das neue Angebot aufmerksam machen will. Nach den Sommerferien 2025 können die erst fünf Freiwilligen dann einziehen. „Wir haben als Kirche etwas Großes anzubieten“, sagt Dr. Hartmut Sitzler, „wir dürfen nicht zu defensiv denken, sondern sollten Akzente setzen.“ Die KD-Bank-Stiftung unterstützt das Projekt mit 1000 Euro.
Fast 40.000 Euro für kirchliche Projekte
Es ist eine von insgesamt 26 Ideen im Raum der Evangelischen Kirche im Rheinland, die in diesem Sommer Geld aus dem Fördertopf für kirchlich-diakonisches Wirken erhält. Insgesamt 39.530 Euro fließen ins Rheinland.
Zu den ausgewählten Projekten gehören auch die „Orgel-Expert*innen“ in Wipperfürth – im Kirchenkreis An der Agger. Hier können Kirchenbesucher gelegentlich Kinder und Jugendliche beobachten, die in der Kirche durch kleine Fenster die Motoren der Orgel unter die Lupe nehmen. Sie widmen sich dem Blasebalg oder dem Traktur- und Zugpfeifenmodell. Und sie laden andere ein, auch genau hinzusehen. „Wir haben ein ganz besonderes Instrument in unserer Kirche installieren können“, erzählt Kirchenmusiker Michael von Rekowski und deutet auf die Entdecker-Orgel. Die steht nach aufwändigen Sanierungsarbeiten in der Mitte des Gotteshauses und bietet allerlei Möglichkeiten, der Klangentstehung auf die Spur zu kommen.
An der Agger sollen Kinder für die Orgel begeistert werden
Um auch die Kinder in Wipperfürth für das Instrument zu begeistern, hat die Gemeinde bereits im vergangenen Jahr Kontakt zur Jugendkunstschule aufgenommen und eine Gruppe der „Orgelexpert*innen“ gegründet. „Wir verstehen es als unsere Aufgabe, auch über den Weg der Orgel, Kindern wieder den Kontakt mit Kirche zu ermöglichen“, sagt von Rekowski. Das Instrument biete dafür beste Voraussetzungen: Denn es verbinde drei Fächerstrukturen – Physik, Religion und Musik. In Wipperfürth hat genau diese Idee an Schwung aufgenommen: Mit einer Kamera machten sich die Kinder der Jugendkunstschule auf den Weg, um den Menschen in der Stadt mit kleinen Videos das neue Instrument in der Kirche vorzustellen. „Die Kinder entdeckten, dass die Orgel nicht nur die alten Schinken spielen kann, sondern auch ganz moderne Musik“, erzählt von Rekowski. Sie beteiligten sich schließlich an Führungen für Erwachsene und gaben ihre eigene Begeisterung weiter.
Orgel soll auch in Schulen bekannter gemacht werden
„Wir wollen die Orgel künftig als Unterrichtseinheit in den Schulen etablieren“, wünscht sich der Kirchenmusiker. Führungen mit Mitarbeitern des Offenen Ganztags hat es bereits gegeben – denn die Möglichkeiten der Entdecker-Orgel haben sich rumgesprochen. Gerade wird eine zweite Gruppe der Jugendkunstschule aufgebaut, um als „Orgel-Expert*innen“ an den Start zu gehen. Ausflüge zu anderen Orgeln in der Region sind geplant. Dabei können die Wipperfürther auf 1000 Euro der KD-Bank-Stiftung bauen. Wenn Sie sich über besondere Orgeln auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche im Rheinland interessieren, finden Sie hier einige Beispiele im Video.
In der Kirchengemeinde Siegburg-Kaldauen wird es hyggelig
Geld aus dem Fördertopf erhält auch die Evangelische Kirchengemeinde Siegburg-Kaldauen. Bereits im vergangenen Jahr hat Diakonin Beate Gehrmann hier mit einem Team die Veranstaltungsreihe „Einfach hyggelig“ ins Leben gerufen. „Wir hatten entdeckt, dass wir mit unseren Angeboten in unserem Gemeindeleben vor allem Kinder, Jugendliche und Senioren ansprechen“, erzählt die Diakonin. Daraus schloss das Gemeindeteam: Ein niederschwelliges Angebot für Erwachsene müsse her. Seitdem wird es „hyggelig“ in Kaldauen – was aus dem Dänischen übertragen so viel wie „hübsch“ oder „gemütlich“ bedeutet.
Gemeindehaus wird zum Wohnzimmer
Beim Krimi-Dinner nehmen die Besucher an einer festlich gedeckten Tafel Platz und begeben sich auf die Spur eines fiktiven Mörders. Beim Nähabend geben versierte Handarbeiterinnen ihr Wissen an der Nähmaschine weiter. Bei der „Nähkästchen Plauderei“ bringen Gäste 20 Fotos aus ihrem Leben mit, zu denen sie jeweils maximal 20 Sekunden-Geschichten beisteuern. Beim Karaokeabend klingen Melodien durch das Gemeindehaus. Und gelegentlich verwandelt sich der Gemeindegarten in einen Biergarten. „Uns ist es wichtig, dass die Menschen mitmachen können, anstatt nur zu konsumieren“, sagt Beate Gehrmann, die mit einem Team von Ehrenamtlichen in regelmäßigen Abständen zu „Einfach hyggelig“ einlädt. Die Resonanz ist gut. Immer mal wieder finden auch Menschen den Weg ins Gemeindehaus, die bisher nicht dort waren. „Das herzliche Willkommen und die Gemütlichkeit sind uns wichtig“, sagt Beate Gehrmann. Deswegen gehört zur Gastlichkeit auch bei der jeder Ausgabe etwas zu Trinken und zu Essen. Die KD-Bank-Stiftung unterstützt das Konzept mit 1000 Euro.
Antirassismus-Camp und Kinderarbeit werden ebenfalls gefördert
Folgende Projekte erhalten ebenfalls Geld aus dem Fördertopf der Stiftung: Die Vereinte Evangelische Mission (VEM) plant ein Antirassismus-Camp, um Menschen mit internationalem Hintergrund die Teilhabe am gemeindlichen Leben zu erleichtern – mit Bildungsangebot und Verpflegung.
Der Gesamtverband der Evangelischen Kirchengemeinden des Kirchenkreises Wuppertal möchte Workshops zu den Ausstellungen im Visiodrom in Wuppertal-Heckinghausen anbieten – für Kinder, Erwachsene und Senioren. Dabei sollen künstlerische, religiöse und kirchliche Inhalte zusammenfinden. Ein zweites gefördertes Projekt stellt die Werbung für die Kirchenmitgliedschaft in den Fokus: Über Banner soll zu Projekten, Angeboten und Veranstaltungen und zur Mitarbeit eingeladen werden. Als drittes Projekt haben die Wuppertaler ihr Konzept für „Mütter- und Vätertage“ eingebracht: Im Konfirmandenunterricht sollen Kinder und Eltern gemeinsam über Glaubens- und Lebensfragens ins Gespräch kommen.
Umwelt- und Klimaschutz stehen in mehreren Regionen im Fokus
Der Evangelische Kirchenkreis an Lahn und Dill strebt die CO2-Neutralität bis 2035 an – und fertigt für die Gemeinden des Kirchenkreises Gebäudestrukturanalysen an. Das Fördergeld kommt der Digitalisierung der großformatigen Bestandspläne zugute.
Um Energie-Themen dreht es sich auch im Evangelischen Kirchenkreis Kleve: Hier werden alle Gebäude im Kirchenkreis von einem Gebäudeenergieberatungsbüro betrachtet und erhalten einen Energieausweis.
Auch das Diakonische Werk im Kirchenkreis Moers erhält aus dem Fördertopf Geld für ein Projekt zum Thema Energieeffizienz: Die sechs Immobilien des Werks werden auf energetische Effizienz überprüft, um auch langfristig natürliche Ressourcen zu schonen.
Die Webseite oeko.ekir.de informiert über aktuelle Themen zum Umwelt- und Klimaschutz innerhalb der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Kirche sucht stärkeren Kontakt zu Gemeindemitgliedern
Im Kirchenkreis Essen wird künftig „Segenspost“ verschickt: Junge Kirchenmitglieder zwischen 25 und 45 Jahren erhalten per Post eine modern gestaltete Kreuzfalzkarte mit einem Segen zum neuen Jahr – samt Einladung und Hinweis auf die Homepage.
Der Kirchenkreis Solingen möchte die Verbundenheit mit den Gemeindegliedern stärken und persönliche Post verschicken – als Dankeschön oder zu Geburtstagen. Die Briefe sollen gleichzeitig zum Einsatz in der Gemeinde einladen. In einem weiteren Projekt soll ein lokaler Gemeindekalender entstehen, der an Weihnachten an die kirchlichen Haushalte verschickt werden soll. Währenddessen hat die Gemeinde Rupelrath im Kirchenkreis Solingen die Installation einer eigenen App auf den Weg gebracht, mit der eine weitere Möglichkeit der Kommunikation mit Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern geschaffen wurde – das Projekt soll fortgesetzt werden.
Die Evangelische Kirchengemeinde Bergisch-Born will die Kontakte in die Gemeinde pflegen – und sowohl den gedruckten Gemeindebrief als auch die Grußkarten für alle Haushalte des Ortes zu Ostern und Weihnachten erhalten. Künftig sollen auch mögliche Konfirmandinnen und Konfirmanden und Täuflinge angeschrieben werden.
Im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region wird ein neues Marketingkonzept erarbeitet. Neue Ehrenamtliche und Mitglieder sollen gewonnen und bestehende Beziehungen gepflegt werden.
Finanzielle Unterstützung für ihr Tauffest im Juni 2024 hat der Evangelische Verwaltungsverband in Bonn erhalten: In den Rheinauen kamen mehr als 4000 Menschen zusammen und feierten die Taufe von 260 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.
Zwei weitere Projekte hat der Kirchenkreis an der Agger eingebracht: Das Programm „Jung meets alt!“ führt junge und ältere Gemeindeglieder zum Thema „Judentum kennenlernen“ zusammen – mit mehreren Aktionen und Ausflügen. Außerdem ist im Herbst 2024 eine Benefizgala im Kirchenkreis geplant, um neue Großspender für die Spendenprojekte der Gemeinde zu gewinnen.
Der Kirchenkreis An Sieg und Rhein möchte Geburtstagspost künftig auch an jüngere Gemeindeglieder verschicken – zum 18. Wiegenfest genauso wie zu runden Geburtstagen, ebenso bei Geburt und Einzug. So sollen auch jüngere Menschen erreicht werden.
Im Evangelischen Altenzentrum Hückelhoven soll der Vorgarten umgestaltet werden: Dabei wird sowohl Wert auf nachhaltige Aspekte und ökologische Inseln gelegt wie auf die Möglichkeit, gemeinschaftlichen Projekte umsetzen zu können.
Pflege als gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Die Diakonie Düsseldorf möchte die Vielfältigkeit des Pflegeberufs veranschaulichen und plant authentische Videos mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Der Arbeitsbereich Pflege und Wohnen der Diakonie Michaelshoven wünscht sich eine stärkere gesellschaftliche Eingliederung von älteren Menschen und Menschen mit Behinderung. Deswegen entsteht am Thomas-Müntzer-Haus ein gemeinsames Bewegungs- und Sportprojekt mit der Nachbarschaft.
Der CVJM Westbund ist in einen breit angelegten Perspektivprozess gestartet: Im Mittelpunkt steht die Frage nach künftigen Schwerpunkten der Kinder- und Jugendarbeiten. Unterstützung gibt es dabei von externen Fachkräften.
Die Graf Recke Stiftung bildet ihre Mitarbeitenden zu ganzheitlichen Präsenzkräften für Menschen mit schwerer Demenz aus. Die Zusatzqualifikation kommt im Leuchtturmprojekt „Ahorn-Karree“ zum Einsatz.
Arbeitslose Menschen, die in der Altenpflege arbeiten möchten, erhalten beim Diakonischen Werk an der Saar mit einer niederschwelligen Grundqualifizierung Unterstützung: Für diesen Altenpflege-Basiskurs kann dank der Förderung der KD-Stiftung nun ein Mobiles Whiteboard angeschafft werden.