Rassismus ist keine Ansichtssache

DREI FRAGEN AN … Sascha Flüchter, Leiter des Dezernats „Evangelische Schulen“ im Landeskirchenamt, zur Auszeichnung „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.

 

Herr Flüchter, Mitte August ist die Burscheider Johannes-Löh-Gesamtschule als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ausgezeichnet worden. Was verbirgt sich dahinter?
Sascha Flüchter: Die Zertifizierung bedeutet, dass eine Schule sich ganz bewusst auf den Weg macht, gegen Diskriminierung jeglicher Art aktiv vorzugehen. Um zertifiziert zu werden, muss sich ein hoher Prozentteil der Schulgemeinde in einer anonymen Befragung für die Teilnahme aussprechen – von den Schülerinnen und Schülern über die Lehrkräfte bis zum Sekretariat und dem Hausmeisterdienst werden einfach alle gefragt. Das ist in Burscheid leicht gelungen. Die Anregung, ganz offiziell „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu werden, kam übrigens von der Vertretung der Schülerinnen und Schüler.

Wie wirkt sich die Beteiligung an dem bundesweiten Netzwerk im Schulalltag aus?
Flüchter: Dass sich in der Schule alle mit Respekt begegnen, steht im alltäglichen Miteinander an erster Stelle. Schon lange ist eine Präventionswoche in jedem Schuljahr und für alle Klassenstufen fester Bestandteil des Schulprogramms. Das Netzwerk setzt mit den selbst gewählten Promi-Paten für Burscheid neue Akzente: Die Handballer der Bergischen Panther und die Basketballer der Bayer Giants bereichern künftig die Präventionswoche mit Impulsen zum Thema Teamgeist im Sport. Auch der frühere Basketballprofi Hansi Gnad aus Burscheid und der Leverkusener Jugendbuchautor Christian Linker werden als Paten in der Schule zu sehen sein. Das Netzwerk stärkt das Bewusstsein, gegen Rassismus und für Courage nicht allein unterwegs zu sein.

Das Thema Rassismus bewegt aber sicherlich alle zehn Schulen in Trägerschaft der rheinischen Kirche, oder?
Flüchter: Definitiv. Rassismus ist aus christlicher Perspektive keine Ansichtssache. Hier ist keine Toleranz gefordert, sondern ein klares Bekenntnis in Wort und Tat. Es gehört zum evangelischen Profil unserer kirchlichen Schulen, im Schulleben sensibel für rassistische Denkmuster und Strukturen und aufmerksam im Blick auf diskriminierendes Reden und Handeln zu sein. Wie das gelebt wird, ist aber unterschiedlich. Die Schülervertretungen sind da sehr engagiert. Außerdem gibt es AGs, Projektwochen und Aktionen. Neben der Johannes-Löh-Gesamtschule sind auch andere unserer Schulen zertifiziert. Aber nicht das Zertifikat ist entscheidend, sondern dass gelebt wird, worum es geht: Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage.

 

Dieses Kurzinterview ist der Oktoberausgabe des Magazins EKiR.info für die Presbyterinnen und Presbyter der rheinischen Kirche entnommen. Die komplette Ausgabe findet sich zum Download hier.

  • 18.10.2022
  • Ekkehard Rüger
  • Sascha Flüchter